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Der Vater der Rürupsmühle ist tot

Verein »Vom Korn zum Brot« trauert um seinen Vorsitzenden Helmut Wehage

Löhne (per). Der Verein vom Korn zum Brot ist seines Gründungsvaters beraubt worden. Plötzlich und unerwartet starb Helmut Wehgage am Sonntag in Herford. Er wurde 78 Jahre alt.

Noch an den Osterfeiertagen hatte es sich der rührige Vorsitzende, der mehr als zwei Jahrzehnte die Geschicke des Vereins prägte, nicht nehmen lassen, die Besucher an der Rürupsmühle zu begrüßen und in die Geheimnisse der Landwirtschaft anno dazumal einzuweihen. Die Brauchtumspflege nahm im Herzen des Löhners immer einen sehr großen Platz ein. Die Vergangenheit zu bewahren, aber gleichzeitig Visionen zu entwickeln, das zeichnete den Steuerberater im Ruhestand aus.
1980 suchte Wehage Gleichgesinnte, um den Verein »Vom Korn zum Brot« zu gründen. Vor allem Kindern und Jugendlichen wollte er bäuerliche und handwerkliche Zusammenhänge als wichtigste Lebensgrundlage weiter vermitteln. Einen idealen Platz, seine Vision umzusetzen, fand der engagierte Heimatschützer an Rürupsmühle. Der Verein übernahm 1982 die 400 Jahre alte und schwer baufällige Wassermühle. Viele, viele Stunden investierten Wehage und seine Mitstreiter in das alte Gemäuer, das zwei Jahre später schließlich für die Öffentlichkeit freigegeben werden konnte.
»Was will man mit einem Denkmal, wenn man es nicht einer Nutzung zuführt? Sonst sieht es nach 50 Jahren wieder genauso aus wie vorher«, sagte Helmut Wehage noch vor wenigen Tagen im Gespräch mit der LÖHNER ZEITUNG. Er verwandelte das Gelände in eine lebendige Museumsanlage: Auf dem Hof wurde nach alter Väter Sitte das Korn gedroschen, das anschließend in der Rürupsmühle zu Mehl verarbeitet wurde. Im Backhaus schließlich vereinigten sich alle vorangegangenen Arbeitsschritte zu köstlich duftenden Broten. Nicht wenige der jährlich bis zu 30 0000 Besucher kommen an den Wochenenden von weither, nur um die dick mit Schmalz bestrichenen Stullen in der Kaffeestube zu genießen.
Viele Jahre hat sich Helmut Wehage der Wahrung örtlicher Kulturgeschichte gewidmet, und das mit einem so großen Verdienst, dass ihm der damalige Landrat Gerhard Wattenberg 1991 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verlieh.
Auch für den bescheidenen Steuerberater war dies kein Tag wie jeder andere. Auf die Frage, woher sein Engagement für die Brauchtumspflege rühre, nannte er damals seine Kindheitstage im ostfriesischen Campen. Die Wirklichkeit damals sei bäuerliches Leben gewesen. Der erste Lanz-Bulldog im Dorf sei die absolute Sensation gewesen - der Anfang vom Übergang zur modernen Landwirtschaft.
Diese Erinnerungen haben Helmut Wehage, der im Jugendalter in den Kreis Herford übersiedelte, zeitlebens geprägt. Sein Engagement als FDP-Kommunal- und Kreistagspolitiker öffnete ihm dabei so manche Tür, um seinen Traum von der lebendigen Museumsanlage wahr werden zu lassen.
Helmut Wehage wird am Freitag, 28. April, um 12 Uhr von der Friedhofskapelle Mahnen aus beigesetzt. Statt Blumen und Kränze kann auch eine Spende für die Kinderkrebsklinik Bad Oexen am Eingang der Kapelle abgegeben werden.

Artikel vom 26.04.2006