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Einmal Himmel und
zurück im Sky Screamer

Traber-Sprösslinge wechseln Hochseil mit Drahtseil

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Höhenangst darf André Traber nicht haben, wenn er auf den 40 Meter hohen Turm des monströsen Fahrgeschäfts »Sky Screamer« klettert. Doch Schwindel ist für den 23-Jährigen ein Fremdwort. Er und sein Bruder, mit dem er das Karussell betreibt, stammen aus der weltberühmten Hochseilartistenfamilie Traber.

Das Schaustellerleben ist mittlerweile alles andere als ein Zuckerschlecken: »Ohne ein zweites Standbein geht es heute nicht mehr«, erklärt Rainer Traber, warum er und sein Bruder künftig auf dem Boden bleiben und mit dem Sky Screamer ihr Glück versuchen. »Das ist das einzige mobile Fahrgeschäft dieser Art weltweit, und in Löhne wird es zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Also eine Weltpremiere«, sagt der 30-Jährige.
Bei dem Sky Screamer handelt es sich um drei ausrangierte Funkmasten der Telekom, die von der Stahlbaufirma Salzgitter jeweils auf einen Mercedes-Lkw montiert wurden. Beim Aufbau hebt sich ähnlich wie bei Raketenabschussbasen zunächst der Mast in die Senkrechte und wird anschließend 40 Meter ausgefahren.
Wer den Sky Screamer bezwingen will, braucht eine gehörige Portion Courage. Drei Wagemutige werden an einem Drahtseil befestigt, das zwischen den vorderen beiden Masten befestigt ist. Anschließend werden sie mit Hilfe einer hydraulischen Seilwinde vom hinteren Mast gleichzeitig zurück und in die Höhe gezogen. »Die Passagiere haben den Knopf zum Auslösen selbst in der Hand«, sagt Rainer Traber. »Für den Fall, dass die Angst doch übermächtig werden sollte und sie lieber wieder nach unten wollen.«
Weitaus schneller nach unten geht es, wenn der Kontakt ausgelöst wird. 16 Metern freier Fall folgt eine katapultartige Bewegung in Richtung der vorderen beiden Masten auf die Ausgangshöhe von 40 Metern. Und das ganze bei knapp 100 Stundenkilometern.
Während die Trabers bei ihren legendären Drahtseilakten seit jeher auf ein Netz und doppelten Boden verzichten, schreiben sie beim Sky Screamer Sicherheit ganz groß. »Alles wird ständig kontrolliert, damit es 100-prozentig funktioniert. Wer spielt schon gern mit anderer Leute Leben?«, meint Rainer Traber, der sich der Verantwortung für die Fahrgäste immer bewusst ist. »Die Handgriffe dürfen bei uns niemals zur Routine werden. Daran erinnern wir uns gegenseitig immer wieder. Außerdem hat auch unser Vater Ludwig ein Auge auf unsere Arbeit, damit Fehler im Ansatz erkannt werden.«
Trotz ihres neuen beruflichen Standbeins wollen die beiden Brüder aber auch künftig nicht ganz von der Artistik lassen. »Das ist uns in die Wiege gelegt worden. Ich habe schon mit sechs Jahren angefangen, auf dem Hochseil zu balancieren«, erinnert sich Rainer Traber. Sein sieben Jahre jüngerer Bruder André sogar noch früher: »Das war bevor ich denken konnte«, sagt er und lächelt verschmitzt. So wollen sie auch in Zukunft das ein oder andere Engagement in Erlebnisparks annehmen. Ihr Hauptaugenmerk legen sie aber auf den Sky Screamer, und der wird auf dem Festplatz am Freitag um Punkt 14 Uhr seine Passagiere zum ersten Mal in Richtung Himmel katapultieren.

Artikel vom 26.04.2006