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Tempo 20 als
Vorbild für das
ganze Land

Pilotprojekt im Wohngebiet Behne I

Von Marion Neesen
Salzkotten (WV). Wenn sich zwei unterschiedliche Meinungen nicht unter einen Hut bringen lassen, dann wird in Salzkotten eben ein Pilotprojekt mit Vorbildfunktion für ganz Nordrhein-Westfalen daraus. Selbst wenn man dafür bis zum Minister gehen muss. So jedenfalls funktioniert's im Baugebiet Behne I. Mit ministerlichem Segen wird dort die erste kreis- und landesweite Tempo-20 Zone für Wohngebiete eingerichtet.

Tempo 30 oder Spielstraße -Êdas war lange Zeit unter den Bewohnern des neuen Wohngebietes im Salzkottener Osten die strittige Frage. Für die Spielstraße führten deren Befürworter insbesondere die Sicherheit für ihre Kinder ins Feld. Mit sieben Stundenkilometern könne man sowieso nicht fahren, argumentierten hingegen die Tempo-30 Anhänger. »Ein weiterer Knackpunkt bei der Spielstraße ist, dass hier nur in gekennzeichten Flächen geparkt werden kann. Das hat schon immer Ärger gegeben«, weiß Bauamtsleiter Ludwig Bewermeier. Denn wer zu spät kommt, wird mit einem belegten Parkplatz bestraft.
Nach mehreren Anwohnerversammlungen stand es immer noch fifty-fifty. Bis man schließlich auf die Idee mit der Tempo 20 Zone kam.
Zehn Stundenkilometer weniger waren für die Spielstraßenbefürworter akzeptabel und auch das Problem der Parkplätze war gelöst. Denn in einer solchen Zone kann uneingeschränkt -Ênatürlich vorschriftsgemäß -Ê geparkt werden. Einhellige Zufriedenheit konnte Ludwig Bewermeier jetzt den Gesichtern ablesen, obwohl es eine solche 20er Zone in Wohngebieten eigentlich gar nicht gibt.
Doch das sollte kein Hinderungsgrund sein. Im November 2005 stellte der Bauamstleiter dem Planungsausschuss das Ergebnis der Gespräche vor, der wiederum ebnete einer 20er Zone den Weg. Nach Anfragen beim Kreis Paderborn und beim NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke, der im Januar die Sälzerstadt besuchte, gab es jetzt grünes Licht für Tempo 20.
»Derzeit läuft der Straßenendausbau. Dabei bauen wir so, dass man hier gar nicht viel schneller fahren kann als 20. Damit sind wir in etwa drei Monaten fertig und können dann die Widmung vornehmen«, so Bewermeier. Zuvor muss aber noch eine Spezialfirma die 20er Schilder anfertigen.
Bewermeier kündigt schon jetzt an, dass sukzessive die Geschwindigkeiten in den vier betroffenen Straßen (Auf den Behnen, Von Westphalen Weg, Am Brandhof und Von Bentheim Straße) gemessen werden sollen. Dem Kreis, der Bezirksregierung und schließlich dem Landesministerium soll später über die Erfahrungen mit der 20er Zone berichtet werden. Sollte sich das Pilotprojekt bewähren, könnte eine Idee aus Salzkotten schon bald landesweit Probleme in neuen Wohngebieten lösen.

Artikel vom 28.04.2006