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Barmherzige Seelen im
Doppelreliquiar vereint

Elsener Kapelle erinnert an Ordensgründer Friedhofen

Von Pastor Heinz-Bartel Sander
Elsen (WV). Zum »Barmherzigkeitstag« am vergangenen Sonntag konnte das neue Doppelreliquiar in der Elsener Barmherzigkeitskapelle in Augenschein genommen werden.

Die 1992 durch einen Freundeskreis unter Leitung des Paderborner Restaurators Anton Ochsenfarth errichtete Kapelle hat ihren geistigen Ursprung in den Visionen der polnischen Ordensschwester Faustyna Kowalska (1905-1938). Papst Johannes Paul II. hat sie am 30. April 2000 heiliggesprochen und den ersten Sonntag nach Ostern zum Tag der göttlichen Barmherzigkeit erklärt.
Wer die Barmherzigkeitskapelle am Nesthauser See zwischen Elsen und Sande umschreitet, entdeckt in einer der Nischen auch eine Plastik des seligen Peter Friedhofen. Schon von Berufs wegen - der 1819 bei Koblenz geborene Ordensgründer war Schornsteinfeger - musste er hoch hinaus. Doch die göttliche Vorsehung berief ihn zu noch Höherem: Am 21. Juni 1850 erhielt er die bischöfliche Gutheißung zur Gründung einer neuen Brüdergemeinschaft. Am 25. März 1851 empfing er in der Liebfrauenkirche in Koblenz mit einigen Gefährten das Ordenskleid.
Diese »Kongregation der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf« sieht ihre Aufgabe vor allem in der Krankenpflege und anderen karitativen Diensten. In der Darstellung an der Elsener Barmherzigkeitskapelle hält Friedhofen, der 1860 im Alter von 41 Jahren starb, darum in der einen Hand Medizinfläschchen und Brote, in der anderen ein Buch mit der Aufschrift »Regel«. Am 23. Juni 1985 wurde er in Rom seliggesprochen. Die Barmherzigen Brüder führen sein Werk bis heute weiter. In Paderborn eröffneten sie 1894 das Brüderkrankenhaus an der Husener Straße.
Als die Küsterin der Elsener Barmherzigkeitskapelle, Thea Ernesti, eines Abends die Andachtsstätte abschließen wollte, sah sie, dass durch die innere Gittertür ein kleines Päckchen in die Kapelle geworfen worden war. Darin befand sich eine Kapsel mit einer Reliquie von Peter Friedhofen, dazu die lateinische Urkunde über die Echtheit und eine Notiz des anonymen Absenders mit der Bitte, dass Friedhofen in der Barmherzigkeitskapelle mitverehrt werden möge.
Zusammen mit dem Paderborner Goldschmied Thomas Schnorrenberg wurde sodann überlegt, wie man die Friedhofen-Reliquie in der Kapelle am besten anbringen könnte. Als günstigste Lösung erschien es, diese mit dem vorhandenen Faustyne-Reliquiar zu verbinden. Der Künstler hat nun ein Doppelreliquiar mit einem neuen ovalen Fuß geschaffen, auf dem der Wahlspruch Friedhofens zu lesen ist: »Neuer Geist, neues Feuer, neue Triebe.«
Weil es im Himmel keine Eifersucht und keinen Konkurrenzneid gibt, werden sich die heilige Schwester Faustyne und der selige Peter Friedhofen im Doppelreliquiar sicher gut vertragen.

Artikel vom 26.04.2006