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»Bolles« Versöhnung
mit Fans und Trainer

SCP: Neu-Bielefelder Bollmann trifft vor Abschied

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Zwei Eigentore (gegen Unterhaching und Braunschweig), dazu noch an einigen Treffern des Gegners direkt beteiligt (zwei gegen Bochum, eins in Braunschweig) und zweimal nicht in der Startformation (in Offenbach und Freiburg): Nein. So konnte und wollte sich Markus Bollmann nach sechs Jahren nicht vom SC Paderborn 07 verabschieden.

Der sonst offene, immer gesprächsbereite und meist gut gelaunte Bollmann, er war nachdenklich geworden in den vergangenen Wochen. Am Freitagabend kehrte das Lächeln in sein Gesicht zurück. »Heute bin ich richtig happy«, gab der 25-Jährige nach dem 3:1-Sieg des SC Paderborn 07 gegen Alemannia Aachen zu. Seine Mannschaft machte drei Spieltage vor Saisonende mit dem zweiten Dreier in Folge den Klassenerhalt zu 99,9 Prozent perfekt, Bollmann selbst war einer der Besten und erzielte das wichtige 1:0. Die erste Ecke von Marcel Ndjeng wuchtete »Bolle« in der siebten Minute per Kopf zu seinem zweiten Saisontor (das erste schoss er am 18. November gegen Siegen) ins Netz. Das tat dem SCP und ihm sehr gut.
»Das war's. Wenn wir jetzt noch absteigen, haben wir es nicht anders verdient. Ich weiß nicht, was wir machen, aber wir werden feiern. Wir haben genug spontane Jungs dabei, die lassen sich schon etwas einfallen«, wischte Bollmann letzte theoretische Zweifel am Ligaverbleib beiseite.
Bei der Nicht-Abstiegsfeier wird der Ex-Beckumer einen Extra-Schluck genommen haben, denn für ihn waren Punkte und Tor Balsam für die angeknackste Seele. »Ich bin ein selbstkritischer Mensch und habe in den vergangenen Wochen auch an mir gezweifelt. Zum Glück haben die Mannschaft und ich persönlich die Kurve gekriegt«, gab er Einblick in sein Inneres.
»Hau ab nach Bielefeld«, hatte sich Bollmann von den Rängen anhören müssen, nachdem sein Wechsel zum Erzfeind Arminia feststand und seine Leistung nachließ. »Markus hatte eine unglückliche Phase, aber seit einigen Wochen ist er wieder konzentrierter. Das hat man nach seiner Einwechslung in Freiburg und in Siegen und gegen Aachen über 90 Minuten gesehen. Es freut mich, dass er sich stabilisiert hat. Man darf bei ihm nicht vergessen, dass es seine erste Saison in der zweiten Liga ist. Auf diesem Niveau muss er sich erst entwickeln und Erfahrungen sammeln«, sagte Coach Jos Luhukay.
Zur negativen Stimmung der Fans gegenüber seiner Person nahm Bollmann Stellung: »Das war für mich nicht nachvollziehbar und unfair. Das habe ich nach so langer Zeit nicht verdient.« Zur doppelten Versetzung auf die Bank durch den Trainer schwieg er: »Dazu möchte ich nichts mehr sagen.« Nur soviel: »Für die Mannschaft und mich war es normal, dass wir nach der überragenden Hinrunde das eine oder andere schlechtere Spiel machen.«
Trotz zwischenzeitlicher Krise (sieben Spiele ohne Sieg, vier Niederlagen in Folge) in der Rückrunde hat es für den besten Neuling gereicht. Bollmann macht sogar den Durchmarsch in die erste Liga. »Ich traue ihm das zu. Markus hat einen sehr guten Charakter, mit dem er weit kommen kann. Den Rest muss und wird er sich erarbeiten«, so Luhukay.
In den vergangenen beiden Spielen sah er Bollmann samt Partner Roel Brouwers wieder so wie in der Hinrunde, als »eine der besten Innenverteidigungen der Liga«. »Ich gehe auch davon aus, dass das so ist«, grinste Bollmann nach dem Schlusspfiff gegen die Alemannen und fügte mit ebensolcher Mimik hinzu: »Wenn der Trainer etwas sagt, stimmt das immer.« Das sah aus wie eine Versöhnung. Die Fans und Bollmann hatten sich schon vorher wieder lieb. Nach seinem Tor zeigte »Bolle« auf das SCP-Wappen und rannte zu den treuesten Anhängern auf der Gegengeraden, die ihn bejubelten.

Artikel vom 24.04.2006