24.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vom Froschkönig in
der Schuhcreme-Fabrik

Klaus Schafmeister bürstet Märchen gegen den Strich

Borgholzhausen (Felix). Was wäre, wenn die Gebrüder Grimm - vielleicht nur aus Versehen - in ihren Märchen ein paar wichtige Details verdreht oder unerwähnt gelassen hätten? Was, wenn eine kleine Schar tapferer Niedersachsen - gewissermaßen sieben Zwerge auf einen Streich - an einem Abend die ganze Wahrheit ans Licht brächten? Im »B3« gab's am Samstagabend Antworten.
Nein, natürlich merkte man, dass es nicht »lange verschollene, aber nun endlich wieder entdeckte Quellen« waren, auf die Klaus Schafmeister und die Männer von der »Heyls-Armee« Bezug nahmen. Aber der unter anderem mit dem Wilhelm-Busch-Preis ausgezeichnete Schafmeister zeigte vor den Gästen im »B3« eindrucksvoll sein kreativ-schreiberisches Können.
»Schlimme Gedichtchen und böse Geschichtchen« - alle aus der eigenen Feder - hatten die GM-Hütter, die sich seit mehr als 15 Jahren durch eine Väter-Gruppe der Kirche kennen, mit nach Pium gebracht. Und so berichtete der »elfengleiche Chor mit mehr Herz als Stimme« um Hartmut Heyl, Hermann Husemann, Rainer Dependahl, Klaus-Dieter Knop, Herbert Gödde und Jörg Veeningen vom Dornröschen, dass am Sonntag kegeln gehen will, sangen den Rotkäppchen-Blues oder von den »Kröten in der Nacht« - stets begleitet von Hartmut Heyl am E-Piano.
Klaus Schafmeister indes lieferte Beweis um Beweis »für die Grimm'sche Schlamperei«. Da verwandelte sich Rotkäppchen in das geldgierige, pubertierende Girlie in Rebellion, das nur Großmutters Bestes möchte: ihre Taler nämlich. Und schonungslos wurde Aufklärungsarbeit in Sachen »Froschkönig« betrieben. Denn: »Deutschland geht es schlecht - selbst den Elfen und Zwölfen. Der Froschköng arbeitet in der Schuhcreme-Fabrik. Und Frau Holle sitzt wegen Umweltverschmutzung im Knast«.
So manch ein Märchen wurde da kräftig gegen den Strich gebürstet; so manch eine bisher immer als sicher erscheinende Beziehung mal konsequent in ein anderes Licht gesetzt. Wer hat denn schon einmal darüber nachgedacht, dass die Großmutter ihr Herz für den Wolf anstelle des Försters entdecken würde?
Die Mitarbeiter des »B3« hatten sich für die Gäste eine geschmackvolle kulinarische Märchenbeilage einfallen lassen. Die nämlich konnten zwischen Froschkönigs-Suppe, Dornröschen-Snack, einem Schneewittchen-Teller oder Sterntalers Traum zum Dessert wählen. Und hatten dennoch die Hände frei für zugabefordernden Beifall.

Artikel vom 24.04.2006