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Spanien im 9-Meter-Pech

Lennard Fischer im Interview: »Ich übe jetzt mit Papa Elfermeter«

Von Wolfgang Sprentzel
Herford/Altkreis Lübbecke (WB). Eigentlich hatte der kleine Lennard Fischer ja schon gar keine Zeit mehr. Er war soeben mit seinem SuS Holzhausen als Spanien bei der Mini-Weltmeisterschaft äußerst unglücklich ausgeschieden, hatte geduscht und wollte mit seinen Freunden spielen. Da kam ihm die Anfrage des »Pressefritzen«: »Lennard, komm, gib mir doch bitte ein Interview« völlig ungelegen: »Och, Nööö!«

Letztlich bequemte er sich doch, setzte sich auf die harte Holzbank des Foyers im Jahn-Stadion in Herford und stand Rede und Antwort. Dabei hätte Jeder verstanden, wäre der Knirps bei seinem »Och, Nööö!« geblieben. Schließlich war er es, der den entscheidenden Strafstoß beim Neun-Meter-Schießen gegen Südkorea (VfL Mennighüffen) verschossen hatte. Doch wie schön: Kinder vergessen eben doch sehr schnell und brav antwortete der Dreikäsehoch.
Hier der Wortlauf des Interviews: »Wie findest Du denn die Veranstaltung hier!« »Gut. Richtig gut!« »Was war denn für Dich das schönste?« »Das Elfmeterschießen!« »Wie? Aber Du hast doch den entscheidenden Elfer verballert? Was war los mit Dir? « »Hmmm, ja. Der Torwart war zu groß!« »Aber Du hast auch nicht stark genug geschossen, stimmt's?« »Na ja!« »Da musst Du demnächst kräftig üben, oder?« »Ja klar. Wir haben zu Hause ein eigenes Tor. Da geht Papa dann rein und ich schieße.« »Und bei der nächsten WM schießt Du dann beim Elfmeterschießen den Ball rein?« »Ja klar. Ich übe jetzt so, dass ich beim nächsten Mal den Kipper mit ins Tor schieße!«
Na prima. Nach der WM ist eben immer auch vor der WM! Für die Kinder war's also ein Riesenerlebnis - wie auch die Betreuer bestätigten. Sowohl Trainer Karsten Budde vom SuS Holzhausen als auch »als Vater immer dabei« Lutz Hennig vom FC Lübbecke - beide Mannschaften schafften als einzige den Sprung ins Achtelfinale, schieden dort aus - konstatierten unabhängig voneinander, dass sie ein ganz tolles Turnier erlebt hatten, dass es für die Kinder ein Riesenerlebnis gewesen sei. Absolut beeindruckend sei das gemeinsame Einlaufen aller 32 Mannschaften zum Turnierstart gewesen, sei auch die Verabschiedung der 16 nach den Gruppenspielen ausgeschiedenen Mannschaften gewesen. Das war Gänsehautatmosphäre pur. Und noch ein Aspekt war für Holzhausens Karsten Budde hochinteressant: »Dieses Turnier hat uns die Möglichkeit gegeben, einmal gegen die Mannschaften aus dem Kreis Herford und aus dem Kreis Minden spielen zu können. Wir haben den Vergleich gesehen. Und ich muss sagen, wir müssen uns nicht verstecken. Wir können mithalten.«
Stimmt absolut. Schließlich schied der SuS Holzhausen, schied Spanien, ja äußerst unglücklich aus. Nach der 2:0-Führung durch Jannik Glösemeyer und Marcel Reimer und dem 2:1 fiel der Ausgleichstreffer Südkoreas erst Sekunden vor dem Abpfiff. Dabei war Sekunden zuvor das Spiel auf dem Nebenplatz abgepfiffen worden. Ein Pfiff, von dem einige »Spanier« meinten, es sei ihr Abpfiff gewesen. Beim Neun-Meter-Schießen glich erst Felix Budde zum 3:3 aus, dann Glösemeyer zum 4:4, ehe Lennard eben scheiterte.
Spanien war übrigens Gruppensieger geworden. Felix Budde schoss die Iberer zum 1:0 über die Ukraine; Felix Budde, Jannik Glösemeyer und Marek Mühlmeier (2) ließen Tunesien keine Chance und gegen Saudi Arabien (OTSV Pr. Oldendorf) waren Glösemeyer (2), Marcel Reimer und Felix Budde zum 4:2-Sieg erfolgreich.
Ebenfalls im Achtelfinale Endstation war für Schweden alias FC Lübbecke. 0:3 der Endstand gegen Ecuador. Doch zuvor grüßten die Schützlinge von Coach Marco Sterna als Gruppensieger. Dank des 3:1 über Trinidad/Tobago (Torschützen waren zweimal Fehmi Abazi und Lukas Hennig); dem 1:0 über Paraguay alias FC Pr. Espelkamp (Torschütze: Fehmi Abazi) und dem 4:0 über England (Torschützen Claudio Berghian, Tom Schmidt-Cramer, Marvin Schwiede und Fehmi Abazi).
Übrigens: für Lutz Hennig ist das Turnier mit dem Ausscheiden noch nicht abgehakt: »Ich werde der schwedischen Nationalmannschaft auf jeden Fall über unser Abschneiden bei der Mini-WM hier in Herford berichten und ihnen unser Mannschaftsfoto zusenden.

Artikel vom 24.04.2006