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Auch unter
der Erde stets
den Überblick

Straßen und Kanäle voll im Griff

Von Manfred Köhler (Text und Foto)
Verl (WB). Über und unter der Erde durchziehen zwei riesige Netze die Ölbachgemeinde. 260 Kilometer sind die Straßen und Wege in Verl lang, das Kanalsystem bringt es auf rund 230 Kilometer. Mittendrin sitzt ein Team, das die Fäden in der Hand hält: Die Mitarbeiter des Fachbereichs Tiefbau um ihren Chef Bernd Meißner.

»Das ist eine ganze Menge und hält uns ganz schön auf Trab«, fasst der Fachbereichsleiter die Herausforderung für seine Mannschaft zusammen. Ob kaputte oder neue Straßen, Laternen, Kanalanschlüsse, kleine Brückenbauten, Kläranlagen, Grünschnitt, Winterdienst oder Aufspüren von falsch eingeleitetem Wasser ins Kanalnetz: Die Palette der Aufgaben, die im Fachbereich Tiefbau zusammenlaufen, ist groß. Und das ist es auch, was Meißner und sein Team besonders reizt: »Ich finde die Arbeit sehr abwechslungsreich und das macht sie auch besonders interessant«, versichert der Fachbereichsleiter. Der Verler hat in Detmold studiert, ist Bauingenieur und hat ein hochqualifiziertes Team zur Seite: Die beiden Paderborner Andrea Riepen (für Kanäle und Niederschlagswasser zuständig) und Markus Hütte (Kläranlagen, Pumpstationen, Kleinkläranlagen) sind ebenfalls Ingenieure. Bauhofleiter Sven Meier aus Sende ist Gartenbautechniker. Und im Büro sorgt Elke Harneke aus Bornholte dafür, dass die Organisation prima klappt. Bei ihr sind Schriftverkehr und Vorlagen für den Rat und seine Gremien in kompetenten Händen.
Zurzeit ergänzt außerdem Praktikant Jörg Klaer aus Münster neun Monate lang sein abgeschlossenes Ingenieurstudium mit Erfahrungen aus dem Berufsalltag. Er kann sich freuen, in einem vielfältigen und hochkarätigen Umfeld die Praxis zu erleben. »Wir sind quasi ein Ingenieurbüro«, sagt Meißner stolz und beschreibt die Kompetenzen: »In unserer Hand liegen zum Beispiel für neue Baugebiete die Planungen, Ausschreibungen, Baubegleitungen und Abrechnungen«. Straßenendausbauten werden zum Teil über den Fachbereich Tiefbau abgewickelt, für den Brückenbau ist allein Bernd Meißner zuständig. Auch Bau und Unterhaltung von Spiel-, Sport- und Bolzplätzen, die neue Finnenbahn, Inliner- und Skaterbahn sowie zu 95 Prozent der Kanalbau gehören zum Geschäft der »Tiefbauer«.
In diesem Jahr aber muss das Ingenieurbüro im Rathaus seine Kräfte für das ins Haus stehende NKF-System bündeln, das die kameralistische Haushaltsführung ablöst. Eine Straßendatenbank wird aufgebaut, Gehwege, Radwege und Straßen werden nach Größe und Zustand vermessen und erfasst. »Damit ist enorm viel Arbeit verbunden«, sagt Bernd Meißner und fügt ein wenig erleichtert hinzu: »Zum Glück haben wir diese Arbeit mit dem Kanalnetz nicht. Weil wir ja einen Eigenbetrieb haben, ist die Erfassung schon erledigt.« Aber die Kanäle liefern dennoch immer neue Arbeit: So müssen beispielsweise bei Neubauten die Hausanschlüsse abgenommen werden. Und nicht selten werden die »Tiefbauer« sogar zu Detektiven, etwa wenn Toilettenpapier oder Kanalschmutz im Regenwasser auftauchen oder bei Kontrollen mit der Dampfmaschine plötzlich der Nebel aus der Dachrinne aufsteigt, obwohl er in den Schmutzwasserkanal gepumpt wurde.
Es sind nicht die großen Aufgaben, die den Arbeitsalltag im Fachbereich Tiefbau prägen, sondern die vielen kleinen Maßnahmen. Und dabei spielen die Verler Bürger oft eine große Rolle: »Jeden Tag bekommen wir Anrufe, Hinweise auf Mängel oder Schäden«, erzählt Bernd Meißner und versichert: »Darüber sind wir froh. Die Gemeinde ist so groß, da können wir unsere Augen nicht überall haben.« Doch auch mit Fragen, Problemen und Bitten kommen die Bürger zu den »Tiefbauern«, etwa dem Wunsch, eine Laterne zu versetzen, ein Beet oder einen Parkplatz zu verändern. »Wenn es möglich ist, helfen wir schnell und unbürokratisch«, verspricht Bernd Meißner.

Artikel vom 24.04.2006