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Feldlerche droht zu verstummen

Landwirte können Schutzprojekt unterstützen - 45 Brutpaare im Kreis Herford

Von Kerstin Sewöster
Enger/Spenge (EA). Die Lerche wird seit jeher von Dichtern besungen. Doch der kleine Vogel, der bis zu 100 Meter in die Höhe steigt, um »jubilierend im Himmel« seinen Gesang anzustimmen, droht zu verstummen. Der Bestand ist starkt bedroht, weiß Biologin Conny Oberwelland. Für die Bereiche der Biologischen Stationen Gütersloh/Bielefeld und Ravensberg hat sie eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Auf Feldlerchenreviere ist sie dabei auch in Glösinghausen und Bardüttingdorf gestoßen.

Mit dem Projekt »Lebensraum Lerche - Lebensraum Mensch« wurde ein auf drei Jahre angelegtes Programm zum Schutz der Feldlerche ins Leben gerufen. Finanziert wird es von der Stiftung für die Natur Ravensberg; betreut von den Biologischen Stationen Ravensberg und Gütersloh/Bielefeld.
Naturschützer und Landwirte arbeiten dabei Hand in Hand. »Die Kooperation ist wichtig«, betont Conny Oberwelland, die im Kreis Herford bereits zwei Landwirte angesprochen hat. Sie hofft auf größere Resonanz in diesem Herbst, wenn wieder eingesät wird. Denn dann können die heimischen Bauern viel für den unscheinbaren, aber sehr stimmgewaltigen Vogel tun. »Wir setzen auf kleinflächige Maßnahmen«, erklärt Conny Oberwelland. Helfen würde dem Lerchenbestand ein doppelter Reihenabstand beim Einsehen. Dabei genüge ein etwa fünf bis zehn Meter breiter Streifen. Auch Fehlstellen, also nicht eingesäte kleine Flächen im Feld, nutzen dem Vogel. »Für die Feldlerche brauchen wir eine schüttere Vegetation, sie darf nicht zu dicht und nicht zu hoch sein.« Eine große Hilfe seien auch Schwarzbrache-Streifen. Die Feldsäume mit einer Vielfalt an Ackerbegleitkräutern sind wichtig, denn dort finden die Vögel Nahrung für den Nachwuchs. Die Landwirte erfahren für ihre Unterstützung einen finanziellen Ausgleich. Schon jetzt können Bauern das Projekt unterstützen, die ihren Mais und ihre Kartoffeln noch nicht eingesät haben. Der Feldlerchenbestand schrumpft, weil die Vögel kaum noch Lebensraum finden. »Sie braucht eine offene Kulturlandschaft«, weiß Conny Oberwelland. Im Bereich Versmold (Kreis Gütersloh) wurden 1968 noch 128 Reviere gezählt; 2005 waren es nur noch 21.
Solche Vergleichszahlen liegen für den Kreis Herford nicht vor. Doch Conny Oberwelland hat von für die Lerche geeigneten Flächen - 1700 Hektar kreisweit - eine Bestandsaufnahme gemacht. Dabei entdeckte sie in Glösingdorf bei Westerenger auf einer Fläche von 305 Hektar vier Reviere und in Bardüttingdorf auf 300 Hektar sogar sechs Reviere. Ihre Beobachtungen erstreckten sich auch auf die Elseniederungen in Bünde (15 Reviere), Gut Bökel in Rödinghausen (13 Reviere) und Bünde-Dünne (sieben Reviere). Im Bereich der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld zählte Oberwelland insgesamt 113 Brutpaare. Bei ihren Beobachtungen hatte Conny Oberwelland ausschließlich ein Fernrohr als Hilfsmittel. Sie nutzte dabei die Revierkämpfe der Feldlerche. Der kleine Vogel, der etwa so groß wie eine Amsel, aber viel schlanker ist, steigt dazu bis zu 100 Meter in den Himmel, schwirrt an einer Stelle und stimmt jubilierenden Gesang an.
Beobachtet werden können die Vögel laut Conny Oberwelland allerdings nur an schönen Tagen mit wenig Wind - und dann vorzugsweise am Morgen oder späten Nachmittag.

Artikel vom 22.04.2006