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GNS und Gemeinde
gehen Symbiose ein

Umweltbildungszentrum Senne gestern eröffnet

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Gemeinschaft für Naturschutz Senne und Ostwestfalen-Lippe (GNS) und die Nachbargemeinde Augustdorf sind eine Symbiose eingegangen. Augustdorfs Bürgermeister Dr. Andreas Wulf sagte gestern bei der Eröffnung des Umweltbildungszentrums der GNS, dass das Haus eine zentrale Rolle für die Gemeinde spiele, die Umwelt und Natur erlebbar machen und sich im Natur- und Freizeitsektor positionieren wolle.

Die GNS feierte gleichzeitig ihren 30. Geburtstag nach, der vergangenes Jahr wegen der Bauarbeiten am Umweltbildungszentrum verschoben worden ist. Gründungsmitglied Gerhard Brechmann, lange Jahre in der Umweltpolitik der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und im Rat tätig, würdigte die Jugendarbeit der GNS. Das Herbstzeltlager finde seit 30 Jahren statt. »Kinder und Jugendliche tauschen den Gameboy für eine Woche gegen Gummistiefel. So lange das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass die Natur als unsere Lebensgrundlage erhalten wird - auch wenn man immer wieder neu daran arbeiten muss.«
Umweltschutz sei noch lange nicht so fest in den Köpfen der Menschen verankert, wie man glauben könnte. »Arbeitslosigkeit und soziale Probleme überlagern die Umweltpolitik. Es werden Stimmen laut, die fordern, Umweltschutz auf Normalmaß zurückzufahren, dass der Schutz der Sennebachtäler die Entwicklung und Struktur einer Stadt behindern«, so Brechmann. »Wenn man all das Papier, das zu den Sennebachtälern verfasst worden ist, zu Windmühlen falten würde, hätten die Kritiker der EU-Richtlinie Flora, Fauna, Habitat zumindest etwas Reales zum Bekämpfen.«
Der letzte Schliff am Umweltbildungszentrum Senne fehlt noch, dennoch werden ab heute Anmeldungen entgegen genommen. Im Dachgeschoss stehen zehn Vierbettzimmer, drei Appartmenträume für Gruppenleiter und ein Matratzenlager für 40 Personen zur Verfügung. Ein großer Seminarraum und eine Küche, sowie das angrenzende Café machen die Arbeit in kleinen und großen Gruppen möglich. Schulklassen können hier eigene Ideen entwickeln und ihr eigenes Programm gestalten, die GNS bietet Projektwochen zu Themen wie regenerative Energien, ökologische Landwirtschaft, praktischer Naturschutz, nachhaltige Wirtschaftsformen, Wasser- oder Waldwochen, Gesundheit, Ernährung und Weidenprojekte an. Für Fort- und Weiterbildungen arbeitet die GNS mit Dozenten und erfahrenen Partnern zusammen.
Der Vorsitzende der GNS, Dieter Kerstingtombroke, erinnerte an den Umzug 2001 von Schloß Holte-Stukenbrock nach Augustdorf. Die ehemalige Wolffstätte mit Radrennbahn eines Bielefelder Arzneimittelherstellers und zuletzt Asylbewerberheim sei eine Ruine gewesen. Sehr beeindruckend sei das Vertrauen der Politik in Augustdorf gewesen, der GNS das 7,5 Hektar große Gelände und das Haus mit 750 Quadratmetern Nutzfläche kostenlos für mindestens 20 Jahre zu überlassen. Mit dem Bau des Umweltbildungszentrums will sich die GNS nach außen öffnen, Jugendgruppen und Radtouristen gleichermaßen an das Thema Umwelt heranführen. Das spiegele sich im neuen Logo wieder: Natur. Wunder. Erleben. Unterstützung hat das Umweltbildungszentrum von der Nordrhein-Westfälischen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (567 479 Euro) erhalten. Mit Eigenleistung der GNS und Kofinanzierungen sind knapp eine Million Euro für das Bildungszentrum veranschlagt.
»In Augustdorf tut sich was«, will der Bürgermeister der Gemeinde vermitteln. Große Flächen seien in das Großschutzprojekt Senne eingebracht worden, die Gemeinde habe beantragt, in den Naturpark Eggegebirge und Teutoburger Wald aufgenommen zu werden. Um die Sennelandschaft erlebbar zu machen, gebe es einen neuen Wanderweg. Zudem werde die Geschichte aufgearbeitet. Die Gemeinde liegt am Frankfurter Weg, einer alten Römerstraße, mittelsteinzeitliche Funde in der Dörenschlucht weisen außerdem auf alte Siedlungen hin. Daraus geboren ist die Idee, gemeinsam mit der GNS zu Pfingsten (3. bis 5. Juni) die Römertage Ostwestfalen-Lippe zu organisieren - gleichsam als Vehikel, das Umweltbildungszentrum bekannt zu machen.

Artikel vom 24.04.2006