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Hochspannung aus neun Metern

Benjamin Haake und Dennis Waltenberg sind Japans WM-Helden im Final-Krimi

Von Alexander Grohmann, Lars Krückemeyer und Sebastian Picht
Herford (HK). Deutschland? Längst draußen. Brasilien? Ohne Chance. Und auch die anderen Titel-Favoriten strauchelten bei der WESTFALEN-BLATT-Mini-WM am Samstag in Herford bereits vorzeitig. So war der Weg frei für Japan. Der krasse Außenseiter sicherte sich im Endspiel mit 7:6 (1:1) nach Neunmeter-Schießen den Weltpokal gegen Portugal.

Hochspannung und ein finaler Held: Die F-Junioren der SV Eidinghausen/Werste, die das japanische Nationalteam vertraten, feierten den Titel und ihren Torwart-Tausendsassa Benjamin Haake. Im Endspiel bezwang die SVEW den TV Elverdissen. Kurz vor Schluss lag der Gegner noch 1:0 in Führung, ehe ein Schuss von Marcel Thinnes einschlug. »Ich hatte schon nicht mehr an ein Tor geglaubt«, machte SVEW-Trainer Uwe Koch drei Kreuze.
Bevor weitere dramatische Minuten folgten, zogen sich die Eidinghausener zur Torwart-Beratung zurück. Denn: Weder Jonas Büscher noch der zweite Keeper Benjamin Haake, die sich im Turnierverlauf abgewechselt hatten, »rissen« sich um die Aufgabe in der Neunmeter-Lotterie. Schließlich entschied der Trainer. »Ich habe zu Benni gesagt: ÝDu gehst ins Tor und holst uns den Sieg!«
Gesagt, getan. Beim fünften Schuss war der Schlussmann schon dran, doch der Ball war trotzdem drin. Haake hämmerte mit der rechten Hand auf den Rasen, so viel Pech kann man doch gar nicht haben. Den nächsten Neunmeter parierte der kleine Keeper und wurde groß gefeiert. Endgültig ihrer Freude freien Lauf lassen konnten die Nippon-Kicker nach Dennis Waltenbergs Treffer zum 7:6. Vorbei war es mit der asiatischen Ausgeglichenheit, der ausgelassene Jubel-Marathon begann. »Ich bin stolz auf meine Jungs, sie haben ein fantastisches Turnier gespielt«, schwärmte Koch. Der kleinste Kader landete den großen Wurf: »Ich hatte nur sechs Feldspieler zur Verfügung«, berichtete der Coach. Neben seinem Sohn Maximilian, der sich im Abschlusstraining verletzt hatte, waren noch zwei andere Spieler kurzfristig ausgefallen. SVEW: Malte Thinnes, Benjamin Haake, Maximilian Koch, Niclas Majewski, Jonas Büscher, Cihan Ergün, Dennis Waltenberg, Philipp Müller, Rilint Salihi. Trainer: Uwe Koch und Wilfried Krinzessa.
Als fairer Verlierer erwiesen sich die unterlegenen Portugiesen, dabei hatte der TV Elverdissen im ausgeglichenen Finale doch schon mehr als eine Hand am »Pott«, nachdem Marvin Prüfig in Nachschuss zum 1:0 getroffen hatte. Doch fast mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit schlug ein Schuss der Japaner unhaltbar mit Hilfe des Innenpfostens zum 1:1 ein. »Irgendwie muss im Neunmeterschießen dann ja ein Sieger her. Beide Mannschaften waren würdige Finalisten. Diese WM mit 32 Mannschaften war etwas ganz Besonderes für uns«, zogen die beiden TVE-Trainer Frank Akkermann und Christian Prüfig ein positives Fazit. Und spätestens, als bei der Siegerehrung die Nationalhymnen erklangen und die WM-Medaillen glänzten, waren bei den kleinen »Portugiesen« die ersten Tränen nach der Niederlage im Neunmeterschießen wieder getrocknet. Der TVE hatte allen Grund stolz zu sein, schließlich hatte die Mannschaft zuvor alle sechs Spiele gewonnen und war an nur einem einzigen verschossenen Neunmeter im Finale gescheitert. TVE: Fabio Sauerbier, Kevin Akkermann, Alper Görler, Sönke Hiller, Ludwig Klein, Marvin Prüfig, Jannik Eickmeyer, Robin Mester und Hendrik Störmer.

Artikel vom 24.04.2006