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Von Jürgen Köster

Diese
Woche

Gepflegte Visitenkarte


Das sind gute Nachrichten. Der Bad Driburger Bahnhof wird in den nächsten Tagen verkauft. Zwar bedauern es Bürger und Gäste gleichermaßen, dass die Deutsche Bahn AG das denkmalgeschützte Gebäude nicht mehr nutzte, doch dass sich daran etwas ändern würde, durfte niemand erwarten. Nun drohte das imposante Gebäude bereits zu verfallen. Fenster waren beschädigt, die niedrigen Temperaturen des zurückliegenden Winters hatten die Wasserleitungen nicht verschont. Auch ungebetene Übernachtungsgäste sollen bereits Unterschlupf gesucht und gefunden haben.
Ein Bahnhof ist allerdings auch noch eine Visitenkarte der Stadt, wenn er eigentlich nicht mehr als solcher genutzt wird. Dann macht es auf touristische Gäste einen besonders schlechten Eindruck, wenn sie nach Verlassen des Zuges als ersten Eindruck ein heruntergekommenes Gebäude mit ungepflegtem Ambiente entdecken.
Die Stadt hat dafür Sorge getragen, dass der Bahnhofsvorplatz sich ansprechend und zeitgemäß präsentiert. Nun sind die neuen Eigentümer gefordert, den Sandsteinbau ins rechte Licht zu rücken. Wer den Stammsitz des Wirtschaftsforums Künstig AG in Paderborn kennt, wird nicht daran zweifeln können, dass die Finanzdienstleister auch bei einer solchen Aufgabe größtmögliche Sorgfalt an den Tag legen werden. Das Eigentümerehepaar hat zudem schon Erfahrungen beim Herrichten denkmalgeschützter Gebäude sammeln können. Bad Driburgs Visitenkarte liegt somit in guten Händen. Da auch auf der anderen Seite der Bahngleise die Modellbahnfreunde dem ehemaligen Güterabfertigungsgebäude neues Leben eingehaucht haben, scheint es um das Bahnhofsumfeld gut bestellt zu sein.
Personalsparmaßnahmen und technische (Fort)Entwicklungen haben die Bahn AG dazu gebracht, sich von Bahnhofsgebäuden zu trennen. Gut ist, wenn sie anschließend einer vernünftigen Nutzung zugeführt werden können. In Höxter soll die Tourist-Info dort einen neuen Platz finden, wo Gäste der Stadt per Bahn, Fahrrad oder Schiff eintreffen. In Brakel richtet das Deutsche Rote Kreuz zurzeit sein neues Domizil im Bahnhof ein. Im ehemaligen Bahnhof in Borgholz hat das liebevoll gestaltete Eisenbahnmuseum eine Heimadresse gefunden, die passender nicht sein könnte. In Eissen hat ein Architekt aus dem Bahnhofsgebäude ein kleines Schmuckstück geschaffen.
Der im Jahr 1864 entstandene Bad Driburger Bahnhof wird nun »Zug um Zug« instandgesetzt. Seit sechs Jahren wurde er nicht mehr genutzt, seit 15 Jahren standen die Wohnungen im oberen Bereich leer. Im Mai kehrt wieder Leben ins Haus zurück.

Artikel vom 22.04.2006