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Altbürgermeister war hoch geschätzt

Heinrich-Wilhelm Rüter mit 74 Jahren gestorben - Vielzahl politischer und ehrenamtlicher Aufgaben

Von Stefan Küppers
Werther (WB). Um diesen Mann trauern viele Wertheraner. Heinrich-Wilhelm Rüter, von Freunden auch »Heiner« gerufen, der bereits am vergangenen Mittwoch völlig unerwartet im Alter von 74 Jahren gestorben ist, hat sich in Werther und über die Grenzen des Ortes hinaus höchster Wertschätzung erfreut. Der Altbürgermeister, der einst mit erst 29 Jahren jüngster Bürgermeister in ganz Nordrhein-Westfalen war, hat über Jahrzehnte hinweg mit ehrenamtlicher Arbeit in dieser und für diese Stadt gewirkt.

Heinrich-Wilhelm Rüter genoss die Sympathien vieler Menschen. Seine nette, hilfsbereite und auch humorvolle Art kam an. Weil ihm vertraut wurde, waren die politischen und anderen Ehrenämter von überaus langjähriger Natur, ob als CDU-Politiker im Kreistag, als Verwaltungsratsmitglied in der Kreissparkasse Halle und der Ev. Waldheimat, als Rotarier oder zuletzt auch als Organisator und Moderator der »Kamingespräche« im Haus Tiefenstraße.
Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Heinrich-Wilhelm Rüter im Jahre 1987 bezeichnete ihn sein Amtsnachfolger als Bürgermeister, Heinrich Venghaus, treffenderweise als »Werthers Echten«. In Werther war er aufgewachsen, hier übernahm er das Geschäft seines früh verstorbenen Vaters, des Landhandel Lohöfener & Rüter am alten Kleinbahnhof, hier blieb er Zeit seines Lebens ein bodenständiger Typ.
1955 war er in die CDU eingetreten. Und nur sechs Jahre später stellte die Partei ihn vor eine durchaus schwierige Situation. Weil der eigentliche CDU-Bürgermeisterkandidat Paul Venghaus sein Direktmandat verfehlte und nicht abgesichert war, stand die CDU auf einmal ohne da. Plötzlich stand Heinrich-Wilhelm Rüter, damals stellvertretender Kreisvorsitzender in der Jungen Union, in der ersten Reihe, wurde zum Bürgermeister gewählt. Für einen damals 29-Jährigen eine echte Herausforderung, die er aber in den ersten Sitzungen, wie die Presse damals ironisch anmerkte, im wahrsten Wortsinne überstand. Vor lauter Aufregung blieb der junge Bürgermeister die ganze Sitzung über stehen.
In seine Amtszeit bis 1971 als Bürgermeister der Stadt Werther (noch ohne die Eingemeindungen) fielen wichtige Projekte wie der Bau von Rathaus und Freibad oder die Entwicklung des Wertherberges. Er war auch derjenige, der den Schnatgang in Werther einführte. Doch auch nach seinem Rücktritt als Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen blieb Heinrich-Wilhelm Rüter ein politisch gefragter Mann. Bereits 1964 in den Kreistag von Halle gewählt, übernahm er ab 1973 auch Aufgaben im neugebildeten Gütersloher Kreistag, zum Beispiel als Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Bis 1997 blieb er dieser Aufgabe verbunden, bekam auch einen Ehrenteller des Kreises.
Ganze 27 Jahre war der Wertheraner Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Halle, in dem er unauffällig auch für die Interessen seiner Heimatstadt wirkte. Sein ausgleichendes Wesen und seine zugewandt-positive Art war ebenso gefragt im Verwaltungsrat der Ev. Stiftung Ummeln, Träger auch der Ev. Waldheimat für geistig Behinderte und psychisch Kranke. Lange Jahre gehörte er auch dem Oberverwaltungsgericht Münster als ehrenamtlicher Richter an.
Eine schillernde Figur war er dabei nie. Eher ein Typ, der durch seine Verwurzelung auch Vorbild war. In vielen Wertheraner Vereinen war Heinrich-Wilhelm Rüter Mitglied, engagierte sich zum Beispiel im Heimatverein bei der Herausgabe eines Bildbandes. Sein Engagement und sein Wesen wird von vielen, die ihn kannten, hoch gelobt (siehe Kasten).
Heinrich-Wilhelm Rüter, der Anfang der 90er Jahre eine schwere Herzoperation hatte, hinterlässt sein Frau Margret. Die Trauerfeier in der Friedhofskapelle Werther ist für kommenden Montag, 24. April, um 11 Uhr angesetzt.

Artikel vom 21.04.2006