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Schiris bringen Fans auf die Palme

Fabian van Olphen fälschlicherweise disqualifiziert - Thorir Olafsson: »Ich war's!«

Lübbecke (law). »Das macht so keinen Spaß!«, meinte ein Fan, der seit 30 Jahren die Spiele des TuS N-Lübbecke und selber im Besitz eines Schiedsrichterscheines ist, nach dem gestrigen 40:31-Sieg des THW Kiel in der Kreissporthalle.

Damit spielte er aber keineswegs auf die Leistung des TuS an , sondern vielmehr auf die Leistung der beiden Unparteiischen Ralf Damian und Frank Wenz. »Das Spiel hätten wir auch so verloren, aber mit einer normalen Schiedsrichterleistung wäre das ein richtig gutes Spiel geworden, an dem alle Freude gehabt hätten«, so der fachkundige Zuschauer weiter und sprach das aus, was die knapp 3000 anderen Fans in der Kreissporthalle dachten und was »Tagesgespräch« nach dem Spiel in den Gängen war.
Was war passiert? Es war die rote Karte, die Damian/Wenz in der 29. Minute gegen Fabian van Olphen nach gegenseitiger Absprache verhängten. Das Problem: Der fehlbare Spieler war Rechtsaußen Thorir Olafsson. »Ich habe den Schiris klar gemacht, dass ich der Täter war«, erklärte Olafsson später gegenüber den Kieler Nachrichten, »aber sie haben nicht reagiert.« Rot sei völlig in Ordnung gewesen, sagte auch Tobias Schröder, »allerdings sollten die Schiris wissen, wem sie diese verpassen.«
Van Olphen selber meinte am Donnerstag: „Ich hatte zwar Körperkontakt, aber ich habe den Arm von Karabatic nicht berührt. Das war Totti. Wenn die Schieris Rot geben, müssen sie es auch dem richtigen Spieler geben. Ich habe in der ganzen Zeit hier noch nie erlebt, dass die Fans so sauer auf die Schieris waren.«
Als mit Fabian van Olphen fälschlicherweise ein wichtiger Rückraum- und Abwehrspieler anstatt des zwar gut aufgelegten aber durch Dirk Hartmann ersetzbaren Rechtsaußen disqualifiziert wurde, stand es 20:14 für den THW. Wenige Sekunden später musste auch Dragan Sudzum auf die Strafbank, weil die Schiedsrichter ein Fußspiel des Linksaußen ausgemacht hatten. Sudzum hatte allerdings einen Unterarmwurf mit dem Arm regelgerecht abgefälscht. In doppelter Überzahl zog der THW davon, führte in der 33. Minute vorentscheidend mit 25:14.
Als der TuS sich nicht aufsteckend auf 24:30 herangekämpft und zweimal die Gelegenheit zum 25:30 hatte, sorgten die Unparteiischen durch unterschiedliche Auslegung vergleichbarer Situationen für Unmut beim Publikum und bei Manager Roch, der feststellte: »Marcus Ahlm durfte nach einem glasklaren Stürmerfoul, er hatte schon selbst den Ball niedergelegt, weil er an Stürmerfoul dachte,ungestraft einwerfen, während auf der anderen Seite ein ähnliches Angreifervergehen von Rolf Hermann mit Stürmerfoul geahndet wurde.«
Da half es auch nichts, dass die Unparteiischen in den letzten Minuten mit Konzessionszeitstrafen wegen Allerweltfouls gegen den THW und der Verhängung des ersten Strafwurfes für den TuS (10 Sekunden vor Schluss) sichtlich bemüht waren, einige Entscheidungen und die Zeitstrafenstatistik vermeintlich auszugleichen.
Es war ein mehr als unglücklicher Auftritt des Gespannes aus Mainz und Bingen, das dem Lübbecker Publikum wegen des nicht gegebenen Freiwurftors zum möglichen Ausgleich von Daniel Kubes gegen den SC Magdeburg vor wenigen Wochen noch nachhaltig in Erinnerung war.
Der Grund für die Niederlage gegen den Meister ist allerdings nicht in der schlechten Leistung der Schiedsrichter zu suchen, die mit gellenden Pfiffen in die Halbzeit verabschiedet wurden. »Wir müssen analysieren, warum wir nach sehr gutem Beginn in der Abwehr und einer 7:3-Führung diese Marschroute verlassen haben und mit sechs Toren in Rückstand geraten sind«, resümierte Manager Sigi Roch am Donnerstag.
Angesprochen auf die Schiedsrichterleistung meinte der ehemalige Nationaltorwart: »Wir müssen auf uns und unsere Fehler schauen. Die Schiedsrichter haben das Spiel nicht entschieden. Es hätte aber enger werden können, vor allem als wir zwei unglückliche Pfiffe beim 24:30 gegen uns bekommen haben.« Verloren wurde das Spiel, da der TuS versucht hat, das hohe Tempo der Kieler mitzugehen und dabei zu viele Fehler produzierte.
Neben der schlechten Phase zwischen der 15. und 25. Minute war Roch auch darüber verärgert, dass der TuS mit einer Geldstrafe belegt werden könnte. Nach dem ausgebliebenen Pfiff wegen des klaren Stürmerfouls von Marcus Ahlm flogen Hallenhefte und - was das wegen der potenziellen Verletzungsgefahr das schwerwiegendere Problem ist - ein Feuerzeug auf die Spiefläche. »Es war niemand aus dem Fanclub«, so Roch, der anhand von Fotos den Täter zu ermitteln hofft. Unabhängig davon appellierte er an die Zuschauer: „Selbst bei krassen Fehlentscheidungen bitte keine Gegenstände auf das Spielfeld werfen«, weil das »den Verein ein Schweinegeld kosten kann«, wenn der Täter nicht gefunden werden könne.
Nun hat der TuS zehn Tage Zeit, sich auf das 51. Bundesliga-Kreis-Derby gegen GWD Minden vorzubereiten. »In diesem Spiel ist Minden Favorit, aber wir müssen kämpfen bis zum Umfallen, denn dieses Spiel ist natürlich sehr wichtig für uns und unser Umfeld«, blickte Sigi Roch schon auf den 29. April voraus, wenn Nettelstedt in der Mindener Kampahalle antreten muss.

Artikel vom 21.04.2006