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»Schulranzen ausprobieren«

Manfred Hartmann hält Stiftung Warentest-Ergebnisse für nicht hilfreich

Brakel (WB/ako). »Der aktuell von der Stiftung Warentest veröffentlichte Schulranzentest ist für den Verbraucher wenig hilfreich.« Das meint Manfred Hartmann, Inhaber des Lederwaren- und Schulranzenfachgeschäftes »Bea Lederwaren« in Brakel. Es müsse schon verwirren, wenn ein Ranzen, der baugleich mit dem Testsieger ist, ein mangelhaft bekommt, obwohl beide sich nur im Motiv unterscheiden würden.

»Der Unterschied liegt nicht nur im Motiv, das spielte für uns keine Rolle«, erklärt Gerhard Heilemann von der Stiftung Warentest-Pressestelle in Berlin. In der Diskussion geht es vor allem um die DIN-Norm 58124, die besagt wie viele retroreflektierende (Katzenaugen-Effekt) und fluoriszidierende (orange-rote oder gelb-grüne) Flächen ein Ranzen haben sollte. Diese DIN-Norm ist zwar »nur« eine Empfehlung; für die Stiftung Warentest spielte sie bei der Beurteilung der Ranzen aber eine große Rolle. »Wir sind der Meinung, dass diese auffällig farbigen Flächen vorgeschrieben sein müssten, denn die Sicherheit der Kinder ist ganz oben anzusiedeln«, sagt Gerhard Heilemann. Und so erklärt sich auch, warum die Ranzen, denen diese Flächen fehlen, mit mangelhaft bewertet wurden.
Manfred Hartmann ist allerdings der Meinung, dass andere Merkmale wie Ergonomie, geringes Gewicht oder weite Öffnung in dem Test eine zu geringe Rolle spielten. »Wenn 100 Ranzen getestet werden und ich kaufe als Tester 50, die nicht der DIN-Norm entsprechen, ist doch klar dass ich dann zu der verwirrenden Überschrift des Testes komme ÝDie Hälfte bleibt sitzenÜ«. Zumal nicht berücksichtigt worden sei, dass die Ranzen ohne Aufpreis auch nach der DIN-Norm erhältlich sind.
»Es will sie allerdings kaum jemand kaufen«, hat er die Erfahrung gemacht. Denn: »Es kommt doch immer auf den individuellen Fall an. Wird das Kind zur Schule gefahren, läuft es alleine, hat es einen weiten Schulweg, das alles spielt eine Rolle.« Und deshalb sei die Beratung in einem Fachgeschäft auch so wichtig.
Ein guter Ranzen sollte ergonomisch korrekt sitzen, nicht nur am Rücken, sondern auch die Schulterriemen dürfen nicht drücken oder rutschen, auf der Schulter nicht zu schmal und unter den Armen nicht zu breit sein, da sie sonst kneifen. Die Höhe und die Form des Ranzens müssen zum Rücken des Kindes passen. Empfohlen wird auch eine Innentasche für die schweren Bücher in Rückennähe. Das Kind muss den Ranzen also auf jeden Fall ausprobieren.
»Das sehen wir ja genauso«, sagt Gerhard Heilemann von der Stiftung Warentest. Nur die Fachhändler seien nicht immer an der Hand, viele Eltern würden die Ranzen in großen Kaufhäusern kaufen. »Denen wollen wir Tipps geben, worauf sie beim Kauf achten sollten. Und für uns steht die Sicherheit der Kinder an oberster Stelle, deshalb legen wir so großen Wert auf die großflächigen Warnfarben.«

Artikel vom 21.04.2006