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Grösche wehrt
sich gegen Kritik

»Alle waren vom Kader überzeugt«

Gütersloh (dh). Monatelang hat er zu den Geschehnissen hinter den Kulissen geschwiegen. Jetzt, unmittelbar vor seiner Ablösung als Sport-Koordinator durch den neuen Sportlichen Leiter Wolfgang Grübel, meldet sich Fritz Grösche zu Wort. Der 64-Jährige wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, im vergangenen Sommer die falschen Spieler zum FC Gütersloh 2000 geholt zu haben.

»Ob Wirtschaftsrat, Michael Prüfer, Norbert Wöstmann, Jörg Weber oder ich - alle waren von der Mannschaft überzeugt. Jörg hat seinen Wunschkader zusammengestellt bekommen«, so Grösche und präsentierte das legendäre Papier, auf dem für jede Position ein Top-Kandidat sowie mehrere Alternativen aufgezeichnet waren. Demnach wurden nicht nur sämtliche 1 A-Spieler verpflichtet, sondern mit Marco Antwerpen, Tibor Nadj und Marinko Miletic wurde sogar noch erheblich nachgebessert.
»Ich bin nach wie vor von der Qualität der Mannschaft überzeugt. Ob Manni Wölpper oder Theo Schneider - alle Oberliga-Trainer beneiden uns um unseren Kader«, sieht Grösche den bislang enttäuschenden Saisonverlauf in keinem Zusammenhang mit dem verpflichteten Spielermaterial, sondern schiebt Dr. Jörg Weber die Hauptverantwortung zu: »An der Entwicklung der Spieler und an der Art, wie die Mannschaft Fußball spielt, ist die Handschrift des Trainers erkennbar.«
Und der habe nicht unerheblich unter der Doppel-Belastung als FCG-Coach und stellvertretender Schuldirektor gelitten. »Der Verein hat in Zukunft nur eine Chance, wenn der neue Mann die Trainertätigkeit beim FCG als Fulltime-Job ansieht. Da ist Thomas Stratos sicherlich ein geeigneter Kandidat«, denkt Grösche.
Den wesentlichsten Grund, warum es aus seiner Sicht nicht gereicht hat, macht Grösche nun erstmals öffentlich: »Es hat an der mangelnden Kommunikation zwischen Norbert Wöstmann, Jörg Weber und mir gelegen. Wir waren stumm und sind nicht offen miteinander umgegangen. Zu einer eingehenden Analyse ist es leider nie gekommen, denn alles, was ich gesagt habe, war nicht erwünscht. Zwischen Wöstmann und Weber gab es einen ganz engen Dialog, ich war hingegen außen vor. Aber genau das ist Jörg am Ende auch zum Verhängnis geworden.«
Ein entscheidender Knackpunkt war laut Grösche zudem ein Abend im Januar, als sich Wöstmann vor die Mannschaft stellte und ein klares Bekenntnis zu Jörg Weber forderte. »Die Mannschaft war daraufhin völlig verunsichert, der Spaß war nicht mehr da. Da war für mich klar: Wenn man hier nicht mehr locker und kompetent weiter arbeiten kann, dann ist eine Zusammenarbeit über den 30. Juni hinaus auch nicht möglich«, so Grösche, für den das Kapitel FCG beendet ist: »Wenn es nicht passt, dann soll man sich auch trennen. Aber ich werde einigen Leuten noch beweisen, dass ich durchaus Ahnung vom Fußball habe.«
Zum neuen Kurs sagte der scheidende Grösche nur soviel: »Ich wünsche dem Verein alles Gute. Aber es kann nicht sein, dass Leute, die wenig Ahnung vom Fußball haben, so über die Spieler herfallen wie zuletzt. Jetzt rigoros einen anderen Kurs zu fahren und dem Jugendwahn zu verfallen, ist nicht notwendig. Macht der FCG nur mit jungen Leuten weiter, dann wird es Probleme geben.«

Artikel vom 21.04.2006