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»Die Mannschaft hat
Charakter gezeigt«

FCG landet mit Disziplin und gutem Fußball ein 2:1

Aus Erkenschwick berichtet
Dirk Heidemann
Erkenschwick (WB). Ungeachtet der brisanten Schlagzeilen dieser Tage hat Fußball-Oberligist FC Gütersloh 2000 gestern das Nachholspiel bei der SpVgg. Erkenschwick mit 2:1 (2:0) gewonnen. Die Dalkestädter überzeugten mit Konzentration, Disziplin und gutem Fußball.

Wer erwartet hätte, dass sich die FCG-Kicker nach den jüngsten Turbulenzen um die zum Saisonende angekündigte Abschiebung von Trainer Dr. Jörg Weber geschockt oder gar gelähmt präsentierten, sah sich getäuscht. Torwart Dennis Grüger, der den wegen einer Adduktorenverletzung ausgefallenen Stammkeeper Alexander Kuschmann ersetzte, erlebte bei seinem ersten Oberliga-Einsatz im FCG-Tor bemerkenswert engagierte Vorderleute.
Dagegen hielt man am Erkenschwicker Stimberg vergeblich Ausschau nach dem ebenfalls unter der Woche neu eingesetzten Gütersloher Führungszirkel. Weder die Präsidenten Norbert Wöstmann und Martin Schlautmann, noch Geschäftsführer Bernhard Hartmann oder der neue Sportliche Leiter Wolfgang Grübel erschienen im Stadion. »Wir drücken uns aber nach den jüngsten Ereignissen nicht vor der Verantwortung«, beteuerte Wöstmann auf telefonische Anfrage.
Der Clubchef habe gestern Abend im Anschluss an einen Geschäftstermin mit seiner Familie eine Einkaufstour in Bielefeld unternommen. »Und auch die anderen Vorstandsmitglieder waren aus beruflichen oder privaten Gründen verhindert. Wir haben uns nicht aus Angst vor kritischen Fragen verdrückt«, versicherte Wöstmann, der jedoch zur Trainernachfolge des scheidenden Jörg Weber keine klare Stellung beziehen wollte: »Ich werde weder Namen bestätigen, noch dementieren.«
Während sich Wöstmann vehement bedeckt hielt, zeigte gestern ein anderer Gütersloher Flagge. Obwohl (Noch-)Trainer Jörg Weber erst vor wenigen Tagen ungeschminkt erfahren hatte, dass sein Vertrag im Sommer definitiv nicht verlängert wird, will der Coach die Saison offensichtlich noch mit Herzblut zu Ende bringen. Denn beim 1:0-Führungstreffer durch Sören Brandy sprang Weber glückselig von seinem Stuhl auf und hüpfte jubelnd aufs Spielfeld.
Zuvor hatte Torwart-Debütant Grüger seine Farben mit einem tollen Reflex gegen den frei auftauchenden Markus Wood (19.) vor einem Rückstand bewahrt und den Konter zum 1:0 ebenfalls mit einer Parade eingeleitet. Das optische Übergewicht untermauerten Daniel Burger (38.) und Dirk Flock (40.) mit zwei gefährlichen Schüssen, ehe Tibor Nadj kurz vor der Pause die Dominanz mit dem kuriosen 2:0 in Zählbares umwandelte.
Nach Wiederanpfiff kontrollierte der FCG die Partie gegen die in ihren Möglichkeiten beschränkten Gastgeber zunächst nach Belieben. Doch ausgerechnet Marco Antwerpen, der mit seinen früheren Vereinen Preußen Münster und FC Schalke 04 II immer am Stimberg getroffen hatte, versemmelte die riesige Chance zur Vorentscheidung und bugsierte das Leder aus zehn Metern weit über die SpVgg.-Latte (65.).
Das sollte sich rächen, denn völlig unerwartet kam Erkenschwick durch Pierre Bendig zum schmeichelhaften 1:2-Anschlusstreffer und warf fortan alles nach vorne. Der eingewechselte Mirko Eisen hätte in der 86. Minute aus sechs Metern sogar das aus Gütersloher Sicht völlig unnötige 2:2 erzielen können, knallte die Kugel aber in den Abendhimmel. In der Nachspielzeit verpasste Marco Antwerpen nach Brandy-Vorlage nur um Millimeter das 3:1. Doch der FCG schaukelte die Führung auch so über die Zeit.

Artikel vom 21.04.2006