21.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heiterer und
hilfsbereiter Hausmeister

Willi Eickhoff wird 90 Jahre alt

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (WB). Der Dienst als Hausmeister an der Bad Oeynhausener Berufsschule war ihm eine Lebensaufgabe. Heute wird der Volmerdingsener Willi Eickhoff 90 Jahre alt.

Am 15. Dezember 1956 war Willi Eickhoff als Hausmeister für den Neubau der Berufsschule Bad Oeynhausen angestellt worden. Es war eine Herausforderung für den begabten Handwerker.
Der frühere Beschäftigte des Gaswerkes Bad Oeynhausen gewann durch Fleiß, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft sehr bald die Wertschätzung der Lehrkräfte. Die Schüler mochten sein heiteres Wesen, immer zu Späßen aufgelegt.
Seinen Anforderungen folgten die Berufsschüler. So wurde die Schule zu seiner Lebensaufgabe. Er klagte nicht, wenn sein Tag früh um 5 Uhr wegen Schneeräumens begann und nach Ende des letzten Kurses spät am Abend endete. Und zudem erfuhren viele seine ausgeprägte Hilfsbereitschaft, die weit über den dienstlichen Bereich hinausging.
So erwarb sich der Hausmeister in seiner 23-jährigen Tätigkeit Anerkennung und Wertschätzung bei den Lehrern. Auch die Schüler werden sich gern erinnern. Zu seinem 90. Geburtstag begleiten den Jubilar deshalb viele Wünsche zu einem geruhsamen Lebensabend und weiterhin Freude an seinen Spaziergängen.
Denn der Ruhestand bedeute für Willi Eickhoff nicht das Ende seiner Aktivitäten. Er fand Arbeit im Garten seines Anwesens an der Weinstraße in Volmerdingsen, wenn ihn nicht gerade das Wiehengebirge, sein Berg, zu einem langen Spaziergang rief.
Ein schwerer Verkehrsunfall hatte Willi Eickhoff zu einem längeren Krankenhausaufenthalt gerade in der Zeit gezwungen, in der seine schwerkranke Ehefrau seines Beistandes bedurfte. Darunter litt er. Nach seiner Gesundung aber besuchte er seinen geliebten Berg weiterhin.
Der gelernte Schlosser, mit dem Zertifikat für Schweißtechnik, war bis zu seiner Einberufung zum Militär 1938 beim Gaswerk Bad Oeynhausen tätig gewesen. Im selben Jahr heiratete er.
Der Kriegsausbruch verlängerte seine Soldatenzeit auf sieben Jahre bis zum bitteren Ende im Kurlandkessel. Dem Gang in die sowjetische Gefangenschaft entzog er sich durch die Flucht. Der Unteroffizier Eickhoff zog zwei weitere ihm vertraute Kameraden in seinen Plan. 1 500 Kilometer Fußmarsch durch feindbesetztes Gebiet Südlettlands, Litauens, Ostpreußens, Westpreußens, der Kaschubei und durch die Sowjetzone lag vor ihnen. Und das bei jedem Wetter, nachts marschieren und tags im Freien schlafen.
Ständiger Hunger und die Furcht vor Entdeckung waren ihre Begleiter. Das Wagnis gelang, wenn auch teuer erkauft durch die Gefangennahme seiner zwei Begleiter. Nach 97 Tagen, am 13. August 1945, war er am Ziel, erschöpft und mit 47 Kilogramm auf die Hälfte seines Normalgewichtes abgemagert, von seiner Frau kaum wieder erkannt. Erst nach einiger Zeit konnte der Heimkehrer die Arbeit beim Gaswerk Bad Oeynhausen wieder aufnehmen. Und dann kam die Tätigkeit an der Berufsschule, die ihm einen Platz in den Erinnerungen vieler Menschen in Bad Oeynhausen eingeräumt hat.

Artikel vom 21.04.2006