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Das Wort zum Sonntag

 Von Edith Meier-Heßlau, Lübbecke


»Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Math. 18, 2-5.
Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Die Ankunft eines Kindes bedeutet in jeder Familie die vollständige Umkehr des Alltags. Nichts ist mehr so, wie es gestern war. Die Aufmerksamkeit und Verantwortung gilt ab sofort diesem kleinen Geschöpf voller Bedürfnisse, voll Hunger nach Leben und Neugier auf diese Welt.
Mit der Taufe wird diese Verantwortung auf Paten und auf eine Gemeinde von Christen erweitert. Wir Erwachsenen geben dem Kind und seinen Eltern eine Zusage. Halten wir sie auch?
Über Kinder lesen wir gegenwärtig täglich in der Presse. Dabei richtet sich der Blick von Politik und Gesellschaft vor allem auf die sinkende Zahl der Geburten. Statistik wird zum Schlüsselfaktor politischen Handels und gesellschaftlicher Planungen.
Kinder wachsen in einer Welt auf, die im Blick auf die nächste Generation mit Ansprüchen an sie herantritt. Kinder sollen intelligent, kreativ, leistungsfähig, selbstverantwortlich und solidaritätsbereit werden. Die Voraussetzungen dafür, dass sich diese Begabungen und Fähigkeiten entwickeln, sollen per Gesetz geschaffen werden. Hier sollen Weichen für das weitere Leben der Kinder gestellt werden.
Gelingt es wirklich?
Bildung entscheidet über den ökonomischen Erfolg einer Gesellschaft. »Früh investieren, statt spät reparieren«, ein Motto für eine verbesserte frühkindliche Bildung. Bildungsausgaben sind nach Ansicht von Wirtschaftsfachleuten keine Kosten, sondern wertvolle und notwendige Investitionen, Investitionen in die frühkindliche Bildung mit einer Rendite von zwölf Prozent. Unsere Wirtschaft kann international nur mithalten, wenn genügend hoch qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Ist das »JA« zu Kindern mit der Höhe des Kindergeldes zu regeln, mit zumutbaren Elternbeiträgen für Kindertageseinrichtungen, mit Bereitstellung finanzieller Ressourcen auf der politischen Bühne?
Olof Palme hat einmal gesagt: »Weil unsere Kinder unsere einzige reale Verbindung zur Zukunft sind und weil sie die Schwächsten sind, gehören sie an die erste Stelle der Gesellschaft.« Kinder sind ein Gottesgeschenk. Das Kind, das Jesus in die Mitte stellt, erlebt sich um seiner selbst willen, weil Jesus es vor den Augen aller Erwachsenen dort hin stellt. Und - es erobert dabei als aktiv Lernendes sein Bild von der Welt.
Ich bin getauft: Diesen Satz schrieb Martin Luther auf den Tisch, wenn er - was gar nicht so selten vorkam - angefochten war und an seinem Auftrag zu zweifeln begann, um die unverbrüchliche Zusage Gottes sichtbar vor sich zu haben.
Wir sind getauft: Die Taufe gibt auch unserem Leben den entscheidenden Grund und eine große, weit über diese Zeit hinaus reichende Verheißung. Vertrauen macht uns zu Christen.
Gerade in Zeiten des Umbruches, der Unsicherheiten und der Notwendigkeit einer Neuorientierung für unser Land, für unsere Kirche und für die Welt, die wir den Kindern bieten, mit allen Werten, die wir vorleben, ein Wort aus Markus 10, 15: »Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.«

Artikel vom 22.04.2006