24.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Viele Erinnerungen an
150 Jahre als Mieter

Drei Bürenerinnen feiern Jubiläum in HBF-Häusern

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Büren (WV). Dieses Jubiläum muss den drei Damen erst einmal jemand nachmachen: Auf zusammen 150 Jahre als Mieterinnen in Häusern des Haus Bürenschen Fonds (HBF) bringen es Luise Dueck und Martha Arndt aus Büren und Eva Nölting aus Ringelstein. Auf Einladung von Geschäftsführer Karl-Heinz Befeld trafen sie sich jetzt, um den ungewöhnlichen Jahrestag zu feiern - und Erinnerungen auszutauschen.

Eva Nölting, die mit 75 Jahren zwar die Jüngste in dem Damen-Trio ist, kann doch auf die längste Zeit in »ihrem« Haus zurück blicken: Seit 1932 lebt sie in Ringelstein, ebenso wie schon ihre Eltern. Luise Dueck (84 Jahre) und Martha Arndt (89 Jahre) wohnen seit den 1960er-Jahren in HBF-Häusern im Lipperhohl in der Bürener Kernstadt.
Insgesamt 46 Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Geschäftsgebäude gehören dem Haus Bürenschen Fonds in Büren, Paderborn und Detmold. Das Sondervermögen des Landes Nordrhein-Westfalen, das Karl-Heinz Befeld und sein Team im historischen Stiftsrentamt an der Bahnhofstraße verwalten, ist aus dem Nachlass des Edelherrn Moritz von Büren, entstanden. Er hinterließ sein Vermögen zunächst dem Jesuitenorden, Jahrhunderte später fiel es an den Staat.
Neben den Einnahmen aus der Bewirtschaftung der HBF-eigenen Waldflächen und der Verpachtung von Ländereien sind die Mieten eine dritte wichtige Einnahmequelle des Sondervermögens. »Und die Mieter«, so erklärt Befeld, »wissen ganz genau, wofür ihr Mietzins verwendet wird«: für die Instandhaltung des Kolleggebäudes, in dem sich heute das Mauritius-Gymnasium befindet, für die Renovierung der Kirchen, wie zuletzt in Weiberg, und bald auch für die Runderneuerung des historischen Ökonomie-Gebäudes am Teichgarten. Denn das möchte das benachbarte Mauritius-Gymnasium künftig für den Kunst- und Musikunterricht nutzen. »Da zahlt man doch gerne Miete«, schmunzelt Luise Dueck.
»In aller Regel wohnen die Mieter in unseren Immobilien so lange, wie sie selbst es möchten«, erklärt Befeld den Unterschied zwischen einer Behörde und einem privaten Vermieter.
Kündigungen seitens des HBF kämen so gut wie nie vor. Was auch für den Verwalter und sein Team Vorteile hat: Die langjährigen Mieter behandeln ihre Häuser so liebevoll und sorgfältig, als wären sie ihr Eigentum. Und fast so empfinden es die drei Damen auch. »Das sind schließlich unsere vier Wände«, sagt Luise Dueck.
Dort erst einmal einzuziehen, sei allerdings gar nicht so einfach gewesen, erinnert sie sich, denn die HBF-Häuser waren begehrt. Als sich Familie Arndt mit Vater, Mutter und drei Kindern um das Haus im Lipperhohl bemühte, bekam sie in der alten Wohnung sogar Besuch von Pater Schadt, dem damaligen Schulleiter des Gymnasiums. Der hatte bei der Belegung der Wohnungen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden und machte sich darum vor Ort ein Bild von der Familie - offensichtlich war er zufrieden.
An eine unliebsame Begegnung beim Schützenfest erinnert sich Luise Dueck, deren Familie sich ebenfalls als Mieter für eines der Häuser am Lipperhohl beworben hatte. »Als ich gerade beim Tanzen war, tippte mir von hinten eine Frau auf die Schulter und zischte: Sie brachen sich um das Haus gar nicht zu bemühen, das kriegen wir!« Der Spaß am Fest war ihr zwar verdorben, doch dafür war die Freude umso größer, als es kurz darauf doch klappte mit dem Mietvertrag.
Klar, dass im Laufe der Jahre mehrere Modernisierungen fällig waren, die auch erhebliche Belastungen für die Mieter mit sich brachten. Doch rückblickend sind die drei Damen froh darüber. Denn, so Eva Nölting voller Erinnerung an Staub und Ruß, »die alte Heißluft-Heizung war wirklich eine Krankheit.«

Artikel vom 24.04.2006