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Aufklären hilft
Kosten sparen

Zahnarztpraxis geht neue Wege

Von Rüdiger Kache
Paderborn (WV). Hinter dem Konzept ihrer Gemeinschaftspraxis steht eine klare Botschaft: Die Zahnärzte Günther Henke (55) und sein neuer Partner Ingo Holischeck (39) wollen weit über das normale Maß hinaus aufklären, den Patienten in allen Belangen der Zahngesundheit und des Zustandes seines Gebisses detailliert informieren und im Wortsinne »mündigen Patienten«.

Ein ganzheitliches Konzept, beinhaltend den Aufbau eines Beratungs- und Prophylaxecentrums ist somit konsequent und zukunftsweisend. Günther Henke möchte vielleicht seine Erfahrungen in einem Buch für Fachkollegen und interessierte Patienten veröffentlichen.
»Wer genau weiß, wie es um seine Zähne bestellt ist, wer mitreden kann, wenn es um die Behandlungsformen und -möglichkeiten geht, der tut was für ein langes unbeschwertes Zahnleben und ist vorbildlich bei der Prophylaxe und Mundhygiene. Das freut Zahnärzte, Krankenkassen und nicht zuletzt die Betroffenen selbst«, fasst Henke seine Philosophie des mündigen Bürgers zusammen. Mund auf, still halten. Bloß nicht hinsehen. Warten, bis der Herr Doktor sein Werk verrichtet hat - das war gestern. Eine Miniatur-Kamera am »Folterstuhl«, der längst keiner mehr ist, überträgt lupenreine Einblicke in Mundhöhle, auf perlweiße Zähne oder zerstörerische Karies.
Der Patient sieht mit eigenen Augen, was er beim Blick in den heimischen Spiegel so kaum erkennen kann. Henke und Holischeck fertigen überdimensionale Farbfotos vom Gebisszustand an, legen eine Mappe mit den Bildern, Röntgenaufnahmen und einer Situationsbeschreibung für jeden einzelnen Zahn an, packen noch ein Original-Gipsmodell mit Abgüssen beider Kiefer mit dazu und geben individuelle Informationen über Vorbeugung und Sanierung. Nach eingehender Beratung bekommt der Patient diese Mappe mit nach Hause, wo er in Ruhe noch einmal die Vorschläge seines Zahnarztes überdenken kann. Henkes Erfahrung: »Durch umfassende Aufklärung nehme ich die Patienten immer stärker in die Selbstverantwortung.« Und: »Wer im angeschlagenen deutschen Gesundheitssystem sparen will, muss viel mehr als heute üblich aufgeklärt sein.«
Möglichst schon vom Kindesalter an, nimmt das Sander Praxisteam insbesondere die Rolle der Eltern sehr ernst. »Sie müssen stellvertretend in die Pflicht genommen werden, ihre Kinder werden es ihnen einmal danken.« Wer Geld in die Vorbeugung stecke, habe im Alter zumeist weniger Probleme und Kosten.«
Erfunden hat Günther Henke diese Konzeption zwar nicht. Er hat sie bei einem Kollegen in Wickede/Ruhr erlernt, war spontan begeistert und hat seither noch weiter daran gefeilt. So gibt es im Obergeschoss der Praxis betont auf Ruhe und Entspannung ausgelegte Räume. Warme Erdfarben versetzen den Patienten in eine mediterrane Wellness-Atmosphäre, die anstehende Arbeiten an den Zähnen oder sogar Ängste fast vergessen lassen.
Hier endet natürlich die normale Krankenkassenleistung: Dieser Aufwand, vom Einzelgespräch über Einzel-Warteraum mit Musik und Cappuccino-Maschine, lasse sich eben nur noch über privates Zusatzhonorar finanzieren, stellt Henke fest. Doch immer mehr Patienten seien bereit, in ihr Zahn-Wohlbefinden und den Komfort zu investieren. Schließlich könne nach entsprechender Aufklärungsarbeit jeder nach seinen ganz persönlichen Verhältnissen entsprechend kalkulieren, und entscheiden, wie weit das eigene finanzielle Engagement gehen soll, setzt Henke auch hier auf den »mündigen Patienten«.
Wer übrigens im Zahnarztstuhl nicht unbedingt Wert darauf legt, sein Gebiss lange auf dem Bildschirm zu betrachten, kann nach kurzer Zeit auch umschalten aufs hauseigene Videoprogramm und sich mit seinen Lieblingsfilmen bequem zurück lehnen, während der Doktor seine Arbeit macht. Auch das beruhigt und macht den Zahnarztbesuch zum »Erlebnis«.

Artikel vom 21.04.2006