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Prof. Körfer
schlägt Alarm

Viel zu wenige Spenderherzen

Bad Oeynhausen (WB). Herzspezialist Professor Reiner Körfer ist an diesem Dienstag im Wichernhaus zu Gast. Dort ist ab 19.30 Uhr eine »Aktuelle Runde« zum Thema Organspende.
Reiner Körfer spricht am Dienstag im Wichernhaus. Foto: Kühn

Da viele Menschen einer Organspende mit Angst begegneten, so der ärztliche Direktor des Herz- und Diabeteszentrums, wolle er über die Notwendigkeit der Organspende und den Einsatz von Kunstherzsystemen informieren.
»Rund 850 Patienten in Deutschland brauchen ein neues Herz, aber im vergangenen Jahr wurden nur 380 Herztransplantationen durchgeführt«, erklärt der Bad Oeynhausener Experte. Durchschnittlich müsse man auf eine Herztransplantation fast ein Jahr warten. Spanien, Österreich, Beneluxländer hätten eine weit spendenfreudigere Bevölkerung. Professor Körfer erklärt, jeder fünfte Patient stürbe daher auf der Warteliste. Auch die technisch ständig verbesserten Kreislaufunterstützungssysteme und Kunstherzen seien zur Zeit noch keine echte Alternative, sondern stellten bislang nur eine Überbrückung dar.
Ein erschreckender Rückgang der Organspenden müsse besonders in NRW verzeichnet werden. In Deutschland gebe es durchschnittlich 15 Organspender pro eine Million Einwohner - in NRW hingegen nur 10,9.
Während die Gruppe der Spender über 55 Jahre im vergangenen Jahr angestiegen sei, nehme die Spendenbereitschaft in der Altersgruppe 16 bis 54 Jahre weiter ab. Da das Alter zwischen Spender und Empfänger möglichst übereinstimmen solle, bedeute dies eine schlechtere Voraussetzung für zu transplantierende Patienten.
2005 wurden im Herz- und Diabeteszentrum NRW 84 Herzen verpflanzt. Damit liegt das Zentrum in Deutschland an der Spitze, doch Professor Reiner Körfer beklagt: »Das reicht lange nicht aus. Die Schere zwischen dem Bedarf an Spenderorganen und den tatsächlich durchgeführten Transplantationen klafft nach wie vor weit auseinander. Wir sollten uns bewusst machen, dass die Transplantationsmedizin Leben rettet und die Lebenssituation vieler Menschen verbessert.«
Der Besuch der Veranstaltung an der Schulstraße ist kostenlos. Der Abend wird von Rita Bredenkamp moderiert.

Artikel vom 20.04.2006