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Zu hohe Erwartung ist ein Fluch


Georg Kreß, Maik Walpurgis, Rob Reekers, Dr. Jörg Weber. Diese vier Trainer versuchten sich seit der Neugründung des FC Gütersloh im Jahr 2000 daran, den Verein zurück in die Regionalliga zu führen. Alle vier scheiterten, alle vier mussten vorzeitig ihren Stuhl räumen. Die zweite Kreß-Saison beendete Oliver Ruhnert, die erfolgreiche Walpurgis-Spielzeit das Duo Achim Helbig/Dirk Konerding und nach dem legendären Reekers-Weihnachts-Rauswurf betreute Fritz Grösche die Mannschaft bis zum Finale.
Dass auch Weber die Saison nicht zuende bringen wird, ist nach seiner vorzeitigen Demission nur logisch - vielleicht sitzt der »Doktor« schon heute das letzte Mal auf der Bank. Die Gründe, warum keine der vier genannten Personen das gesteckte Ziel erreicht hat, sind eindeutig. Die überzogene Erwartungshaltung an der Dalke macht ein erfolgreiches Arbeiten unmöglich, an den kontinuierlichen Aufbau einer aufstiegsfähigen Mannschaft ist überhaupt nicht zu denken. Die glorreiche Zweitliga-Vergangenheit hängt wie ein Mühlstein am neuen Verein, selbst Zweijahrespläne erscheinen vielen als zu langfristig. Regionalliga ja - aber bitte schön sofort.




Auch Norbert Wöstmann ist mit einem Zweijahresplan angetreten, sein Vollgas-Tritt auf das Euphorie-Pedal brachte das Regionalliga-Feuer indes sofort wieder zum Lodern. Nun ist der Präsident bemüht, die letzten Funken zum Ersticken zu bringen. Denn nach der ernüchternden Hinrunde ist auch dem Möbel-Unternehmer klar geworden, dass es nur mit Geld alleine nicht zum Aufstieg reicht. Die überschätzte Mannschaft, von Weber und Grösche zusammengestellt, kann ihr nur auf dem Papier vorhandenes Potenzial nicht umsetzen. Gescheitert sind sie alle: Wöstmann, Weber, Grösche und ein Großteil des Kaders.
Nun also wieder ein Neuanfang. Mit einem neuen Trainer, der Thomas Stratos heißen wird. Mit einem neuen Sportlichen Leiter Wolfgang Grübel - und dem alten Präsidenten Wöstmann, der nun offenbar etwas realistischer an seine Aufgabe FC Gütersloh 2000 heran geht. Der »Präses« will vor allem auf junge Spieler setzen. Gepaart mit ein paar wenigen Routiniers sicherlich der richtige Weg. Nur ein Wort möge bitte keiner mehr in den Mund nehmen: Regionalliga. Erst wenn der FCG vom Fluch der zu hohen Erwartung erlöst wird, dann kann seine Zukunft auch erfolgreich sein - und mündet vielleicht irgendwann einmal wirklich in der 3. Liga.
Dirk Heidemann

Artikel vom 20.04.2006