20.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Dieses Feuer gehört uns«

Fünfter Teil der Serie »Lenzinghauser Geschichte(n)«: Landwirt Hermann Kröger

Lenzinghausen (-jl-). 950 Jahre wird Lenzinghausen in diesem Jahr alt. Die Dorfgemeinschaft veranstaltet anlässlich dieses Jubiläums zwei Festwochen, die Redaktion der SPENGER NACHRICHTEN blickt zurück auf Geschichte und Geschichten aus 950 Jahren Lenzinghausen. Im fünften Teil der Serie »Lenzinghauser Geschichte(n)« kommt Hermann Kröger zu Wort.Die Mitglieder des plattdeutschen Gesprächskreises lauschten neulich Hermann Krögers (1904 - 1988) Erinnerungen an das dörfliche Leben in Lenzinghausen.
Hermann Kröger war einer der Plattdeutschsprecher, die sich in den 1960er Jahren von Sprachwissenschaftlern zum Interview bitten ließen. Seine Erinnerungen an Lenzinghausen, die Arbeit in der Landwirtschaft, die Kriegszeit und das Vereinsleben blieben auf diese Weise erhalten. Die Mitglieder des plattdeutschen Kreises um Margret Krah hörten sich die Aufnahmen kürzlich an.
Kröger, der 1904 in Heepen geboren wurde, zog 1912 nach Lenzinghausen. Nach seiner Schulzeit in der Grundschule Lenzinghausen-West absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung. Diesem Beruf blieb er Jahrzehnte lang treu - und konnte so die Entwicklung der Landwirtschaft mitverfolgen: von der Feldbestellung mit den Pferden bis zum Traktor, vom Mähen mit der Sense bis zu den ersten Mähdreschern. Gerne kümmerte sich Kröger um Pferde: Sein »Pferdeverstand« kam ihm schließlich auch zu Gute, als er 1943 im Alter von 40 Jahren eingezogen wurden. Er wurde bei der Kavallerie eingesetzt, absolvierte dort eine Ausbildung - und wurde wieder entlassen. »Als Vater von acht Kindern hätte er nicht eingezogen werden dürfen«, erklärt Margret Krah. Doch noch im selben Jahr wurde er erneut eingezogen. Als Pionier wurde er an der Ostfront, unter anderem im Brückenbau, eingesetzt. Während seiner Zeit an der Front hatte Kröger nur einen Wunsch - er wollte zurück zu seiner Familie nach Lenzinghausen. Groß war daher seine Freude, als er am 9. Mai erfuhr: »Es ist vorbei.« Damals war er 60 Kilometer nördlich von Prag stationiert und machte sich mit einem Kameraden, der in Hannover zu Hause war, sofort auf den Weg in die Heimat. 22 Tage war er unterwegs, bis er wieder in Lenzinghausen ankam.
Doch nicht nur an die Kriegszeit, auch an das Leben in der Gemeinde hatte Hermann Kröger lebendige Erinnerungen. Er berichtete unter anderem davon, dass es Vereine nach dem Zweiten Weltkrieg schwer hatten, wieder Fuß zu fassen. Dem Schützenverein sei es jedoch schnell gelungen, die Lenzinghauser für den Verein zu begeistern, »mit ihren Volks-Schützenfesten, bei denen Parteizugehörigkeit keine Rolle spielte«.
Margret Krah, die sich die Tonbänder anhörte, beschreibt Kröger als einen fröhlichen Mann, der es liebte, Anekdoten zu erzählen. So berichtet er unter anderem von einer Begebenheit bei einem Brand, die sich schon vor seiner Geburt zugetragen haben muss: Das Dach eines Hauses in Lenzinghausen brannte lichterloh. Die Feuerwehr, die damals mit einer Handspritze löschen musste, hatte große Probleme, den Brand zu bekämpfen. Doch als einer der Kameraden anregte, die Feuerwehr Spenge zur Hilfe zu holen, sagte ein Feuerwehrmann entschieden »Düt Füier heuert iuse« - »Dieses Feuer gehört uns«.

Artikel vom 20.04.2006