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Marta konstruiert Identität

Kunstmuseum präsentiert sich bei der Kampagne »Land der Ideen«

Von Dietmar Kemper
und Jörn Hannemann (Foto)
Herford (WB). Manchmal schlafen Besucher im Museum ein. Im Marta in Herford konnten sie gestern der Berliner Performance-Künstlerin Nathalie Martin beim Einnicken zusehen. »Beobachte mich während ich schlafe« hieß ihr Beitrag zu einem bunten Programm aus Kunst, Musik und Literatur.

Das Marta ist alles andere als schlafmützig. Im Gegenteil: Das Museum machte mit gleichermaßen hochkarätigen wie außergewöhnlichen Ausstellungen international auf sich aufmerksam und durfte sich gestern als Ort des Tages bei der Werbekampagne der Bundesregierung »Land der Ideen« präsentieren. Kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft soll dem Aus- und Inland gezeigt werden, welches kulturelle Potenzial in Herfords Aushängeschild steckt.
Marta-Direktor Jan Hoet sprach von einem »großen Tag« für Stadt und Museum und beschrieb das Konzept des vom amerikanischen Star-Architekten Frank O'Gehry entworfenen Hauses: »Von Marta geht das Signal aus, Risiken zu wagen. Es steht für Veränderung in einer Zeit, in der sich viele Menschen auf das von der Gewohnheit Geformte zurückziehen.« Im Marta würden Potenziale gesammelt, die bei der Suche der Menschen nach ihrer Identität helfen. Interpretation, Reflexion und Integration würden in der Kunst vorexerziert, und deshalb sei das Museum »das beste Instrument, um Identität zu konstruieren«.
Bei Marta handele es sich um mehr als eine kulturelle Insel, betonte Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink: »Es ist ein internationaler Ort der Begegnung.« Das Museum mit seiner kühnen, gewölbten Dachkonstruktion besteche durch »visionäre Ausstellungen«, die Kunst mit Design und Architektur verbinden, lobte Monika Behnke von der Deutschen Bank, dem Partner der Bundesregierung bei der Kampagne »Land der Ideen«. Das Besucherinteresse ist unverändert groß. Gestern konnten die Museumsmacher den 150 000. Gast begrüßen - und das, obwohl das Marta erst am 7. Mai 2005 öffnete.
Wer am »Feiertag« kam, begegnete dem afrikanischen Performance-Künstler Aimé Ntakiyica, der als »Man with umbrella« mit Regenschirm durch die Ausstellung »V+W Design_Matrix« spazierte. Hinter V und W verbergen sich die Designer Oliver Vogt und Hermann Weizenegger aus Berlin, die im Marta eine Fabrik der Ideen aufgebaut haben. Darin entwerfen sie unter anderem neue Karosserie-Formen für Automobile.
Sich an dem Tag präsentieren zu können, an dem sich das Marta als einer von 365 Orten der Ideen vorstellt, wertete Vogt als »Klimax der Ausstellungszeit«. Sein Partner und er fühlten sich geehrt. »ÝLand der IdeenÜ ist eine gute Kampagne, denn sie zeigt, dass Deutschland mehr ist als Fußball.« Vogt und Weizenegger entwarfen das Design für das Spiel Octopuzzle. 64 schwarze und genauso viele weiße Kunststoffsteine können immer wieder neu kombiniert werden, um Formen, Dinge und Geschichten darzustellen. »So wird über Bilder eine internationale Sprachebene geschaffen«, erklärte Vogt die Kommunikation fördernde Wirkung des simplen Legespiels, das mittlerweile auch im Internet (www.octopuzzle.com) betrieben wird. Vor allem die Kinder puzzelten gestern im Marta fleißig drauflos.

Artikel vom 21.04.2006