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Name:Plaßhenrich
Vorname:Reiner
Spitzname:
Geburtsdatum:
Heini
12. Dezember 1976
Geburtsort:Paderborn
Familienstand:ledig, befreundet mit Bettina
Größe:1,85 Meter
Gewicht:76 Kilogramm
Vereine: FC Hövelriege, FC Stukenbrock, SC Verl, SpVgg. Greuther Fürth, SC Paderborn 07, VfB Lübeck, Alemannia Aachen
Größter Erfolg:

Beruf:
Bundesliga-Aufstieg mit Aachen 2006Industriemechaniker
Hobbys:Motorrad fahren
Stärken:Geduld
Schwächen:verliere ungern
Lieblingsgetränk:Apfelschorle
Lieblingsessen:Nudelgerichte
Lieblingsmusik:alles, was in ist
Urlaubsort:zuletzt Ägypten          Ä
Vor vier Jahren trug er selbst einmal für ein paar Wochen das SCP-Trikot, am heutigen Freitag kehrt Reiner Plaßhenrich als Erstliga-Aufsteiger zurück.

AufstiegFür mich der mit Abstand größte Erfolg. Als Spieler hätte ich es natürlich lieber am Montag mit einem Sieg über den VfL Bochum geschafft. Aber egal, Hauptsache wir sind endlich ein Erstligist. Die 0:1-Niederlage der SpVgg. Greuther Fürth in Saarbrücken habe ich mir zuhause vor dem Fernseher angeschaut und hat mich überrascht. Ich hätte schon gedacht, dass sich die Fürther nicht mehr abschütteln lassen. Aber sei's drum, nach dem Schlusspfiff bin ich sofort ins Café Madrid gefahren, das In-Lokal in Aachen. Da traf sich im Verlauf des Abends die gesamte Mannschaft und feierte bis spät in die Nacht den Aufstieg. Unser Trainer Dieter Hecking, der selbst in Saarbrücken war, hatte uns trotz des Spiels am Montag freie Hand gelassen. Wir sollten alle Feiern mit den Fans mitnehmen und diese einmalige Atmosphäre aufsaugen. Das haben wir bis Dienstagmorgen ausgiebig getan.

Alemannia AachenIrgendwo habe ich gelesen, in der Kaiserstadt regiert jetzt König Fußball. Das trifft es genau. Die Stadt ist seit Sonntag im Ausnahmezustand. Nach 36 Jahren aufzusteigen, ist natürlich für so einen Traditionsklub ein ganz besonderes Ding. Ich spiele seit 2004 hier und habe so eine Euphorie noch nirgendwo erlebt. Auf der Straße, in Geschäften oder Restaurants - überall und das ganze Jahr lang wird man auf die Alemannia angesprochen. Hier wird der Fußball noch so richtig gelebt. Diese Fans sind einmalig, ihnen wollen wir bis zum Saisonende noch etwas Besonderes bieten. Viermal siegen und Meister werden - das wäre das I-Tüpfelchen auf eine geniale Saison.

Uefa-CupDie Spiele im Europapokal kommen für mich, nach dem Aufstieg, an zweiter Stelle in der Liste der größten Erfolge. Wir haben in der vergangenen Saison die Gruppenphase überstanden und sind dann erst in der dritten Runde gegen Alkmaar ausgeschieden. Das hat uns zwar viel Kraft und Substanz gekostet, aber ich möchte kein Spiel missen. Wenn ich an unsere Auftritte in Lille oder Sevilla denke, bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut.

Dieter HeckingEin ganz ruhiger und sehr sachlicher Trainer, der in den vergangenen Jahren sehr viel dazu gelernt hat. Mit seinem Co-Trainer Dirk Bremser hat er einen kongenialen Partner an seiner Seite. Beide ergänzen sich hervorragend und haben hoffentlich noch einen langen gemeinsamen Weg vor sich.

Fünfte Gelbe KarteDie habe ich am Montag gegen den VfL Bochum wegen Trikot ziehen bekommen. Schade, ich hätte gerne mal wieder in Paderborn gespielt. Aber wahrscheinlich wäre es sowieso nicht gegangen. Ich habe Probleme mit dem Innenband und bin deshalb schon gegen Bochum eher raus gegangen. Ich werde aber auf jeden Fall am Freitagabend vor Ort sein. Die Stimmung im Löns-Stadion soll ja richtig gut geworden sein.

WM 2006Karten habe ich keine, deshalb schaue ich mir die WM ganz in Ruhe in Hövelhof an. Deutschland wird die Gruppenphase überstehen, aber danach wir es nicht mehr ganz weit gehen. Sicher, Deutschland war immer eine Turniermannschaft und auch der Heimvorteil bringt ein paar Pluspunkte. Aber insgesamt ist die deutsche Mannschaft nicht konkurrenzfähig. Wir haben zuwenig Weltklassespieler, als dass wir eine Chance auf den Titel hätten. Das sieht man schon daran, dass Deutsche in den starken ausländischen Ligen keine Rolle spielen.

FC HövelriegeHier habe ich als F-Jugendlicher mit Fußball angefangen. Da mein älterer Bruder noch im Verein ist, ist der Kontakt nie abgebrochen. Überhaupt habe ich viele Glückwünsche von alten Kumpels, Freunden und Weggefährten aus Hövelhof und Umgebung bekommen. Besonders hat mich der Anruf meines alten Stukenbrocker A-Jugendtrainers Frank Harsch gefreut. Er hat meinen Weg mitverfolgt und sicher nie gedacht, dass er einen künftigen Bundesligaspieler trainiert.

SC Paderborn 07Die Mannschaft hat eine überragende Hinrunde gespielt und einen hervorragenden Fußball geboten. Respekt. In der Rückrunde ging der Truppe etwas die Puste aus, sie hat für meine Begriffe auch ein bisschen zu oft auf Unentschieden gespielt. Insgesamt hat der Verein aber eine Riesenentwicklung hinter sich. Aktuell freue ich mich für den SCP und bin froh, dass am Freitag für beide Teams nicht mehr alles auf dem Spiel steht. Wir steigen auf, der SCP nicht ab - jeder hat sein Ziel erreicht.

Paragon ArenaEin ganz trauriges Kapitel. Immer, wenn ich bei meiner Freundin Bettina in Hövelhof bin, lese ich auch die ganzen Geschichten rund um den Baustopp. Ich hoffe, die Paderborner bekommen das noch hin, denn mit dem kleinen Stadion ist der SCP auf Dauer in der zweiten Liga nicht lebensfähig. Aber uns drohen ähnliche Probleme. Das neue Stadion soll direkt neben dem alten Tivoli gebaut werden und auch da gibt es erste Proteste der Anwohner.

Kreuzbandriss Die Nachwirkungen spüre ich aber noch heute, vier Jahre danach. Besonders wenn mehrere englische Wochen anstehen oder im Winter, wo die Plätze hart gefroren waren und wir zwischen Kunstrasen, richtigem Rasen oder Plätzen in der Halle hin und her gependelt sind. Dass der SC Paderborn mit Stephan Maaß und Thorsten Becker gleich zwei Spieler verloren hat, ist zwar bitter, aber leider keine Überraschung mehr. Die Belastungen, gerade für Mittelfeldspieler, werden immer höher. Deshalb ist ein Kreuzbandriss für Berufsfußballer fast schon zur Berufskrankheit geworden. Völlig beschwerdefrei werde ich nie mehr spielen können, aber ich hoffe, es geht noch ein paar Jahre. Ich habe meinen Vertrag erst kürzlich um drei Jahre verlängert. Dann bin ich 32 und hoffe, unseren Willi Landgraf noch zu erreichen. Seine 505 Spiele sind zwar nicht mehr zu knacken, aber mit 37 Jahren noch Bundesliga zu spielen, das wär's.

Mein größter FehlerMein Wechsel zur SpVgg. Greuther Fürth. Dort habe ich mit Uwe Erkenbrecher, Paul Hesselbach, Werner Dressel und Eugen Hach in drei Monten vier Trainer gehabt. Bei Hach habe ich gar keine Rolle mehr gespielt. Da ist es ein besonders schönes Gefühl, aufgestiegen zu sein. Herr Hach trainiert heute in Trier und kämpft gegen den Abstieg in die Oberliga.

Mein größter SiegAlle Spiele im Uefa-Cup. Da hatte uns niemand etwas zugetraut und wird sind doch weit gekommen.

Ich wünsche mir . . . . . . noch vier Siege bis zum Saisonende und damit die Meisterschaft. Außerdem den Klassenerhalt für die nächste Saison und, dass ich noch ganz lange Fußball spielen kann.

Aufgezeichnet von:
Matthias Reichstein

Artikel vom 21.04.2006