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Mit der P 99 auf Verbrecherjagd

Ab Mai haben die Oeynhausener Polizisten eine neue Dienstpistole im Holster

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Abgefeuert hat Christoph Schulz seine Waffe im Einsatz noch nie. »Gott sei Dank«, sagt der Hauptkommissar der Bad Oeynhausener Wache. Dies wird der 37-Jährige wohl auch nicht mehr müssen. Mitte Mai werden etwa 40 000 Polizisten in NRW mit der neuen Pistole Walther P 99 auf Streife gehen.

Vor rund einem Vierteljahrhundert wurde das jetzige Modell, die Sig Sauer 6, angeschafft und ist seitdem in Gebrauch. »Diese Handfeuerwaffe entspricht längst nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Zu schwer, zu langsam, zu unsicher«, nennt der Mindener Einsatztrainer Klaus-Peter Lauterbach die Nachteile. Außerdem gebe es keine Ersatzteile mehr für Reparaturen. Also höchste Zeit, findet der Ausbilder, seine Kollegen mit modernen Pistolen auszustatten.
Zu dieser Überzeugung war auch das Land Nordrhein-Westfalen gekommen und orderte 40 000 Exemplare von der Herstellerfirma Carl Walther. Ein Konkurrenzhersteller hatte gegen das Vergabeverfahren jedoch Beschwerde eingelegt. Das Oberlandesgericht Düsseldorf wies die Klage dann allerdings ab.
Bevor die Ordnungshüter mit der P 99 aber auf Streife gehen können, werden sie unter anderem von Klaus-Peter Lauterbach in der Mindener Raumschießanlage in die Handhabung eingewiesen. »Wer in Ausnahmesituationen nicht schnell und richtig mit der Waffe umgehen kann, den kann das das Leben kosten«, sagt der Einsatztrainer. Schließlich seien viele Dinge bei der neuen Dienstwaffe zu beachten. Schon das Holster sei gewöhnungsbedürftig. Wurde die alte Pistole lediglich mit einem Druckknopf befestigt, so sorgt nun eine doppelte Sicherung vor Missbrauch. »Vor allem bei dichtem Menschengedränge ist dies nützlich«, weiß Hauptkommissar Christoph Schulz.
Die Waffe besteht überwiegend aus Kunststoff und ist trotz des längeren Laufes und der höheren Feuerkraft mit acht Patronen rund 100 Gramm leichter als der Vorgänger. Mit 412 Metern pro Sekunde trifft das Projektil nun das Ziel. Bei der Sig Sauer waren es 360 Meter pro Sekunde. In das Magazin der Waffe aus den siebziger Jahren passten fünf Patronen. Das Kaliber ist mit 9 Millimetern Durchmesser gleich geblieben. Die neue Pistole sei für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet. Das Griffstück lasse sich an Hände unterschiedlicher Größe anpassen. »Drei Größen stehen zur Auswahl«, sagt Klaus-Peter Lauterbach. Zwei reflektierende Punkte am Lauf sorgen dafür, dass die Polizisten auch im Dunkeln genau zielen können. Zudem sei durch ein neuartiges Abzugsystem die Gefahr einer ungewollten Schussabgabe ausgeschlossen, erklärt der Experte, der zuversichtlich ist, dass in drei Wochen alle 40 000 Beamten in NRW mit der P 99 ausgerüstet seien.

Artikel vom 19.04.2006