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Das Herz ist intakt

Aufsteiger Schröno Baskets gewinnt und plant

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). So leer, so abwesend, so ausdruckslos - nach dem 48. Sieg in Serie sah Tim Blacks Blick nicht aus wie der eines Siegers. »Es wird Zeit, dass die Saison zuende geht«, sagt der Playmaker. Eine Saison, an die sich der kleine US-Boy nicht nur aufgrund des Meistertitels noch länger erinnern wird.

An sein linkes Auge hatte Marius Noltes Ellenbogen im Training ein mit drei Stichen gesichertes Erinnerungsstück gezaubert. Beim 77:58 (39:35)-Erfolg gegen die Düsseldorf Magics gesellte sich noch ein Cut an der Lippe hinzu. Tim Black muss auf den letzten Metern dieser historischen Spielzeit leiden, hat aber ein Ziel immer noch fest vor Augen: »Egal wie wir uns fühlen: Wir wollen auch noch gegen Grevenbroich und Herten gewinnen und die Perfect Season sichern.« Eine letzte Vorgabe, die trotz der kraftlosen Vorstellung gegen die Landeshauptstädter realisiert werden dürfte, denn auch am Mittwochabend wurde deutlich, was Center Marius Nolte so formuliert: »Natürlich macht sich mittlerweile der Kräfteverschleiß bemerkbar und es wird schwerer, die Spannung aufzubauen, aber unsere Herzen sind intakt.« So wurde das vorerst vorletzte Paderborner Heimspiel in der zweiten Basketball Bundesliga Nord zu einer »Herzensangelegenheit«, die die Gastgeber auch mit einer nur 38-prozentigen Wurfquote aus dem Feld noch deutlich für sich entschieden. Was fürs Herz waren vor 1600 Zuschauern insbesondere die letzten 72 Sekunden. Erstmals seit dem 19. Oktober des vergangenen Jahres stand Youngster Frieder Jacobsen (20) wieder auf dem Feld und steuerte nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber einen Pass auf den dunkenden Michael Buse zum Sieg bei. Auch der Abschluss dieser 40 Minuten blieb einem Eigengewächs vorbehalten. Christoph Hackenesch (20) erzielte die Punkte 76 und 77.
Weitaus größere Zahlen sind es, die den Paderborner Erstligaetat der Saison 2006/2007 beherrschen. Vor dem Duell mit Düsseldorf hatten die Baskets-Verantwortlichen um Präsident Udo Fölling zu einer Informationsveranstaltung geladen, um Sponsoren vom aktuellen Stand der Planungen in Kenntnis zu setzen. So soll der Etat im ersten BBL-Jahr 1,2 Millionen Euro (200 000 Euro mehr als der geforderte Mindestetat) betragen, um in der zweiten Saison um weitere 300 000 Euro angehoben zu werden. 30 Prozent des Betrages werden in die Infrastruktur fließen, ein großer Teil des verbleibendes Geldes in die Verpflichtung von vier Neuzugängen. Im Juni werden Coach Doug Spradley und Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi bei einigen Summer-Camps in den USA vorstellig, um potenzielle Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. »Wir schauen uns nach talentierten Amerikanern und erfahrenen Europäern um«, so Präsident Udo Fölling.
So erstligareif wie das Team sollen künftig auch die Strukturen gestaltet werden. Als ausgegliederter wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb folgt die Paderborn Baskets Team GmbH der team2go GmbH nach. Mindestens 51 Prozent der Anteile sollen in Händen des Klubs bleiben, maximal 49 Prozent im Besitz von »Friends«.
Aber natürlich denkt der Aufsteiger auch an den so wichtigen sechsten Mann - die Fans. »Als ich gesehen habe, dass bei Handball-Bundesligist TBV Lemgo die teuerste Karte 35 Euro kostet, war ich richtig schockiert. Bei uns wird keine Karte mehr als 19 Euro kosten«, verspricht Fölling eine humane Ticket-Politik. Diese preiswerten Billets werden sicherlich auch im angedachten Fan-Shop in der Paderborner Innenstadt käuflich zu erwerben sein.
Schröno Baskets: Buse (11 Punkte, 10 Rebounds), Hackenesch (2), Lieneke (5/davon ein Dreier), Dücker (2), Duggen, Black (16/2), Jacobsen, Kemna, Nolte (17, 10), Esterkamp (18/5), Heinen (6).
Düsseldorf Magics: Zivanovic (12), Bridges (10), Gieseck (9), Ukeagu (9, 16 Rebounds), Petric (18/5).

Artikel vom 21.04.2006