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Sophie Rennegarbe feiert heute ihren 100. Geburtstag.

Ein Jahrhundert miterlebt

Sophie Rennegarbe feiert heute ihren Geburtstag

Dielingen (WB). Im Seniorenzentrum Krüger in Dielingen steht heute ein hoher Geburtstag an. Sophie Rennegarbe, geb. Tegeder, die bis Juli 2002 auf ihrer Hofstätte in Drohne, Königstannenweg 5 wohnte, wird 100 Jahre alt. Seit der Einweihung des Altenheimes im Dezember 1993 ist die Jubilarin die erste Bewohnerin, die dieses hohe Alter erreicht.

Viele Glückwünsche werden Sophie Rennegarbe, die in Drohne noch gerne von den älteren Einwohnern »Zedlers Sophie« genannt wird, zugehen. Auch der Kreis Minden-Lübbecke, die Gemeinde Stemwede, die Kirchengemeinde und nicht zuletzt die früheren Nachbarn, Freunde und Bekannte in Drohne, von denen sie zeitlebens umgeben war, werden gratulieren.
Viel Freud aber auch manches Leid hat Sophie Rennegarbe in ihrem langen Leben erfahren. Sie wurde am 18. April 1906 in Drohne geboren, wuchs dort mit ihrer Schwester Auguste auf, besuchte die Schule in Drohne und wurde von Pastor Bartmann in Dielingen konfirmiert. In einem Lemförder Haushalt erlernte sie das Kochen und blieb dann als Hoferbin bei den Eltern in der Land- und Hauswirtschaft tätig.
Am 17. April 1931 heiratete sie Heinrich Rennegarbe aus Dielingen-Reiningen Nr.113. Mit ihm baute sie die Landwirtschaft im Vollerwerb weiter auf. Im Sommer 1944 musste ihr Mann Soldat werden und kam nach seiner Ausbildung bei der Artillerie an die Ostfront. Bei den Abwehrkämpfen bei Brest-Litowsk wurde er schwer verwundet. Als Schwerkriegsbeschädigter kehrte er nach Hause zurück, kurz bevor Drohne Anfang April 1945 von alliierten Truppen besetzt wurde.
Trotz seiner schweren Behinderung ging Heinrich Rennegarbe seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit weiter nach und wurde dabei nach besten Kräften von seiner Frau unterstützt. Schwer war es für die beiden, als ihr Anwesen bei einem Gewitter am 3. Juli 1953 abbrannte, und sie mit dem Wiederaufbau der Gebäuden einen neuen Anfang machen mussten. Nach der goldenen und diamantenen Hochzeit konnten Sophie und Heinrich Rennegarbe 1996, am 90. Geburtstag der Jubilarin, noch die eiserne Hochzeit feiern, bevor ihr Mann am 22. November 1997 im Alter von 88 Jahren verstarb.
Die Landwirtschaft wurde vom Sohn Heinz und seiner Frau Erika fortgeführt. Für Sophie Rennegarbe waren es schwere Schicksalsschläge, als nach ihrem Mann zuerst auch ihre Schwiegertochter Erika nach längerer Krankheit 2004 und danach auch ihr Sohn 2005 verstarben.
Im Juli 2002 ging Sophie Rennegarbe aus gesundheitlichen Gründen ins Seniorenzentrum nach Dielingen, wo sie sich gut aufgehoben fühlt. Zu Hause auf ihrem Anwesen wohnt Enkelsohn Cord mit seiner Frau Ute und den Kindern Kim-Laura und Niklas. Enkelsohn Heiner heiratete Anke und wohnt mit den Kindern Sara und Arne auf ihrer elterlichen Stätte in Drohne. Alle wohnen so in der Nähe der Jubilarin und können sie oft besuchen.
Für 11 Uhr haben sich heute die Vertreter des Kreises Minden-Lübbecke, der Gemeinde Stemwede und der Kirchengemeinde zur Gratulationsrunde im Seniorenheim angesagt. Am Nachmittag holen sie dann ihre Enkelkinder in die Gaststätte Hohlt, wo die Geburtstagskaffeetafel im Kreis der Angehörigen, der alten Drohner Nachbarn und von einigen Bekannten stattfindet. Gratulieren wird auch die Frauenhilfe, der Sophie Rennegarbe seit langen Jahren angehört.
Das Wort »krank«, so Enkel Cord, sei für sie früher stets ein Fremdwort gewesen. Heute ist Sophie Rennegarbe auf den Rollstuhl angewiesen. Dass sie einmal einhundert Jahr alt werden würde, damit hat Rennegarbe in ihrem arbeitsreichen und schicksalsschwerem Leben nie gerechnet.

Artikel vom 18.04.2006