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Von strengem Fasten und lustigen Hüten

Osterbräuche in anderen Ländern

Von Heiko Johanning
und Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Ein Osterfest ohne Riten und Bräuche -Êunvorstellbar. Osterfeuer werden am Abend des ersten Osterfeiertages auf Feldern und Höhen entzündet und bunte Eier für Kinder versteckt. Doch nicht in allen Ländern wird Ostern gleichermaßen gefeiert. Für den VERSMOLDER ANZEIGER erzählen Versmolder, die aus anderen Ländern stammen, von ihren typischen Bräuchen.

Für Jolante und Johann Jendryczko ist Ostern -Êreligiös und persönlich -Êdas wichtigste Fest. Wie sie es in ihrer Kindheit in Polen gefeiert haben -Êdaran können sich die beiden noch gut erinnern: Am Abend des Gründonnerstag verstummen die Glocken und die Orgel in der Kirche. Karfreitag steht ganz im Zeichen des Fastens und des Gebetes: »In vielen Kirchen wird ein Sarg mit einer Figur, die Jesus Christus darstellt, aufgebaut.« Ständig seien Menschen in der Kirche, die beten. Messdiener hielten Wache am Sarg. »Es herrscht dann absolute Stille.« Messdiener gehen mit einer Holzglocke durch die Straßen und verkünden so, dass Jesus gestorben ist. »Karfreitag wurde auch immer streng darauf geachtet, dass nicht die kleinste Arbeit verrichtet wurde.« Auch am Samstag werde noch gefastet - Fleisch sei tabu. Tradition sei auch, in der Karwoche zu beichten. In den 50er Jahren, als er ein Kind war, habe auch die Fußwaschung am Fluss Tradition gehabt, kann sich der Mitarbeiter des CJD Versmold an einen weiteren Osterbrauch in Polen erinnern.
Am Ostersamstag bringen meist Kinder einen mit Brot, Eiern, Kuchen, Salz und Würsten gefüllten Korb in die Kirche, um ihn segnen zu lassen. »Ostersonntag um 6 Uhr früh wird dann die Auferstehung gefeiert.« »Ansonsten kennen wir in Polen auch den Osterhasen, wie er in Deutschland als Überbringer der Ostereier gesehen wird«, sagt Johann Jendryczko. Die Ostereier, ergänzt Jolante Jendryczko, seien jedoch nicht nur farbig, sondern würden auch noch mit Federn oder scharfen Klingen mit Mustern verziert. »In Krakau gibt es wahre Meisterstücke.« Ein weiterer polnischer Brauch, der allerdings nicht mit dem Osterfest an sich zu tun hat: »Am Ostermontag begießen Jungs die Mädchen mit Wasser oder bespritzen sie mit Parfüm.« Als »Belohnung« erhalten die Jungen dann Eier.
Im benachbarten Frankreich, das weiß Französischlehrerin Dagmar Brasse aus Versmold, ist der Karfreitag ein normaler Arbeitstag. An Ostersonntag wird vielerorts ein kleines Osterfeuer zunächst vor der Kirche, später dann in die Kirche getragen und überall läuten die Glocken. Der Ostermontag ist auch - wie in den meisten Ländern - ein weiterer Feiertag.
In Italien gibt es Prozessionen, allerdings nur zu Karfreitag. Das Kirchenkreuz wird durch die Straßen und Gassen der Orte getragen, die Einwohner schreiten schweigsam und in Schwarz gekleidet hinter dem Kreuz her, hat sich der Versmolder Johnny Celli immer von seinen Eltern erzählen lassen.
In England ist es Tradition, dass sich Kinder im Kindergarten Ostermützen basteln. Daran erinnert sich noch Samantha Collins. »Mütter basteln dann für ihre Kinder aus Papier oder Pappe solche Mützen, die sich die Kinder auf den Kopf setzen. Das sieht ziemlich lustig aus«, weiß die Versmolderin, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt. Den Brauch des Eiersuchens gibt es auf der Insel hingegen nicht. Wohl aber das Osterfeuer: In Schottland beispielsweise werden überall auf den Hügeln der Highlands Osterfeuer entzündet, ein Brauch aus der keltischen Zeit als Symbol des beginnenden Frühlings.

Artikel vom 14.04.2006