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Aus Briefen an die Redaktion

Entwicklung
verschlafen
Zur möglichen Schließung der Wennebergrundschule erreichte uns von zwei Pädagogen folgender Leserbrief:
»Wir möchten zu zwei Behauptungen Stellung zu nehmen, die der Bürgermeister und die Stadtverwaltung in der Diskussion um die mögliche Schließung der Wenneberschule gebetsmühlenartig wiederholen:
1. Die Wenneberschule habe zu wenig Schüler.
2. Die Stadt habe sich in den letzten Jahren sehr um die Schule bemüht.
1. Der Bürgermeister nannte immer wieder die Zahl von 180 Schülern als "magische Grenze" und wünschte sich 200 bis 220 Schüler für die Wenneberschule. Nach dem Schulgesetz des Landes müssen Grundschulen mindestens eine Klasse pro Jahrgang mit 18 bis 30 Schülern (mindestens 72 Schüler) haben. Allerdings sollte eine Grundschule aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen zwei Parallelklassen pro Jahrgang mit einem Richtwert von 24 Schülern pro Klasse haben. Dies ergibt 192 Schüler als wünschenswerte Richtschnur. Eine Grundschule unter 180 Schülern lediglich keinen Anspruch mehr auf eine Konrektorenstelle. Die Wenneberschule muss also schulrechtlich nicht 200 bis 220 Schüler haben, um weiter bestehen zu können. In NRW haben mehr als ein Drittel aller Grundschulen weniger als 192 Schüler.
Allerdings ist die Schülerzahl der Wenneberschule in den letzten sieben Jahren deutlich gesunken. Zu erklären ist das vor allem durch die Schließung des Schulkindergartens und der Dependance Wenneber II. Der Schulkindergarten für den Ortsteil Rheda war bis 2002 in der Wenneberschule untergebracht und die Vorschüler wurden ihr zugerechnet. Die Wenneberschule II am Schulzentrum wurde im Jahr 2003 geschlossen, so dass die dortigen Klassen mit etwa 100 Schülern weitgehend wegfielen. Der Rückgang der Schülerzahlen geht also nicht nur auf zurückgehende Anmeldungen zurück. Denn die Anmeldezahlen der "alten" Wenneberschule sind seit Jahren weitgehend konstant gewesen.
Es ist der ausdrückliche Wunsch unserer Landesregierung auch kleinere, wohnortnahe Grundschulen zu erhalten. Wir wünschen uns, dass eine wohnortnahe Grundschule im Stadtkern von Rheda genau den gleichen Anspruch auf Weiterbestand hat wie die bedeutend kleineren Grundschulen in Lintel und Batenhorst.
2. Die Stadtverwaltung "kümmert" sich erst seit etwa zwei Jahren intensiver um die Wenneberschule. Vorher hat sie die Entwicklung der Schule "toleriert", das heißt schlichtweg verschlafen. Man sollte nicht den Eltern den Schwarzen Peter für die niedrigen Anmeldezahlen zuschieben, sondern die Verwaltung hat es versäumt, die Schülerströme ausgewogen auf die drei Gemeinschaftsgrundschulen zu lenken. Mit den Schulbezirksgrenzen hatte die Verwaltung durchaus die Möglichkeit lenkend einzugreifen, wie sie es zum Beispiel bei den Realschulen der Stadt auch getan hat. Jetzt lässt sie die Wenneberschule bei der erstmöglichen Gelegenheit sofort wieder fallen, anstatt sie aufgrund ihrer jahrelangen hervorragenden pädagogischen Arbeit und der daraus resultierenden Erfahrung zu unterstützen. Schulpolitisch und pädagogisch ist es unsinnig, die Wenneberschule zu schließen. Die Art und Weise ebenso wie die ungewöhnliche Geschwindigkeit, mit der die mögliche Schulschließung betrieben wird, lassen vermuten, dass der mögliche Verkauf des Wennebergebäudes Vorrang vor schulpolitischen und pädagogischen Überlegungen hat.«

BRIGITTE FRISCH-
LINNHOFF
33378 Rheda-Wiedenbrück

MATTHIAS HEGEL
33378 Rheda-Wiedenbrück

Artikel vom 14.04.2006