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Ausnahmetalent mit großer Vielfalt

Der Schauspieler Hilmar Thate feiert am Montag seinen 75. Geburtstag


Von Peter Claus
Berlin (dpa). Ob Landarbeiter, braver Bürgersmann oder Shakespeare'scher König: Hilmar Thate hat in seiner mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere auf der Bühne sowie vor Film- und Fernsehkameras tatsächlich nahezu alle Facetten menschlicher Existenz gespiegelt und immer als faszinierend vielschichtiger Charakterdarsteller begeistert. Am Montag feiert der »Alleskönner« seinen 75. Geburtstag.
Sein Debüt gibt der 1931 in Dölau geborene und in Halle an der Saale ausgebildete Schauspieler bereits 1949 am Theater in Cottbus. Schon drei Jahre später spielt er erstmals in Ost-Berlin und wird rasch einer der gefeiertsten Bühnenstars der DDR. So schwierige Rollen wie der Oswald in Ibsens »Gespenster« und die Titelpartie in Goethes »Clavigo« markieren erste Höhepunkte. Von 1959 bis 1970 gehört er zu den herausragenden Protagonisten am Berliner Ensembles, danach, bis 1980, am Deutschen Theater.
Parallel zu seiner kontinuierlichen Theaterarbeit steht der charismatische Künstler regelmäßig vor den Kameras der Defa und des DDR-Fernsehens. Kinofilme wie »Das Lied der Matrosen« (1959), »Der geteilte Himmel« (1964) und »Wahlverwandtschaften« (1974), dazu TV- Filme wie der Mehrteiler »Daniel Druskat« (1976) lassen ihn zum Publikumsliebling werden.
Für seine oft Aufsehen erregende Arbeit wird der Schauspieler in der DDR vielfach mit hohen Staatsauszeichnungen geehrt. Doch der feingeistige Hilmar Thate lebt nicht im Elfeinbeinturm künstlerischer Selbstbefriedigung. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Angelica Domröse gehört er 1976 zu den Verfassern eines von Dutzenden Künstler und Intellektuellen unterstützten Protests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Nicht bereit, sich von der Macht beugen zu lassen, wird er, wie Angelica Domröse, aufs Abstellgleis geschoben. 1980 geht das Ehepaar in die Bundesrepublik.
Hilmar Thate gelingt es im Westen Deutschlands Dank seines Könnens rasch Fuß zu fassen. Die Hauptrolle in Peter Zadeks West-Berliner Sensationserfolg »Jeder stirbt für sich allein« (1980) und sein packender Auftritt in Rainer Werner Fassbinders Kinofilm »Die Sehnsucht der Veronika Voss« (1982) sichern ihm erneut einen unangefochtenen Star-Status. Arbeiten an verschiedenen Theatern, so in Basel, Berlin, München, Wien, unter Weltklasse-Regisseuren wie George Tabori oder Ingmar Bergman, und Darstellungen in Fernsehhits wie 1998 »Der König von St. Pauli« und Kinofilmen wie »Wege in die Nacht« (1999) zeigen kontinuierlich die Vielfalt seines Ausnahmetalents.
Als nächstes wird Thate in »Die Hitlerkante« zu sehen sein. Hier spielt Hilmar Thate einen Komponisten im Widerstand gegen die Schrecken des Nationalsozialismus'. Der Film von Jutta Brückner hat im Mai Premiere.

Artikel vom 14.04.2006