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Als die Osterbotschaft die
Bettwäsche verschönerte

Serie Teil 2: Blaudruckmodeln mit biblischen Motiven

Herford (HK). In der Serie »Museum von A - Z« stellt Kustodin Sonja Langkafel mal herausragende, mal unbekannte, mal kuriose, wertvolle oder in Aussagekraft auch unterschätzte Exponate der stadtgeschichtlichen Sammlung vor. In Folge 2 zum Buchstaben B sind dies Blaudruckmodeln für Bettwäsche, hergestellt um 1700.

Auf den Blaudruckmodeln sind die Auferstehung Christi und das »Himmlische Jerusalem« dargestellt. Beide Motive illustrieren den Vers 25 aus dem 11. Kapitel des Johannes-Evangeliums, in dem der Autor die Auferweckung des Lazarus beschreibt: »Ich bin die Auferstehung und das Leben.« Sie verkünden damit die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens: die Botschaft des Osterfestes.
Die Druckformen stammen aus dem Haus des Schönfärbers Johann Friedrich Hasenpatt und sollen um 1700 angefertigt worden sein. Sie dienten zur Verzierung von Bettbezügen, möglicherweise auch von Wandbehängen. Die Model wurden zu diesem Zweck mit einem (Schutz-)papp eingestrichen, der durch den Druckvorgang auf den Stoff übertragen wird. Der Papp reservierte die bedruckten Stellen für das Muster, das heißt er verhinderte, dass der Stoff an dieser Stelle Farbe aufnahm. Wurde das Tuch nun in das blaue Farbbad getaucht, blieb das gedruckte Bildmotiv weiß.
Die Auferstehung wird in der Bibel nicht geschildert. Das »Himmlische Jerusalem« dagegen ist ausführlich in der Johannes-Offenbarung (Kap. 21) beschrieben. Es ist der Ort, an dem die Auferstandenen nach dem Weltgericht ewig leben werden. Die Motive fanden - wie Tücher und Modeln aus Sachsen, dem Münsterland und Hessen mit derselben Thematik zeigen - im Blaudruck zusammen Verwendung.
Christus wird stehend auf dem geschlossenen Grab mit Nimbus und Kreuzesfahne meist in Siegerhaltung, einmal auch segnend, dargestellt. In der Regel trägt er ein Lendentuch (zum Schurz gebundenes Grabtuch); der »Herforder Christus« sieht dagegen voll bekleidet aus, was außergewöhnlich ist. Vor dem Grab liegen die in Furcht niedergesunkenen Grabwächter, die an Landsknechte des Dreißigjährigen Krieges erinnern. Der Lebensbaum, teilweise auch die Lilie finden als Symbole für die Auferstehung Verwendung. Auffällig ist die gleichzeitige Darstellung von Sonne und Mond. Auf frühchristlichen und mittelalterlichen Darstellungen umrahmen die beiden Gestirne beim Kreuzestod Christi Antlitz. Möglicherweise sollen sie auf den Modeln auf diese Weise die Kreuzigung symbolisch mit ins Bild holen und daran erinnern, dass Opfertod und Auferweckung Christi gleichermaßen für die Erlösung der Menschheit nötig sind.
Eine Phantasie-Stadtansicht repräsentiert das »Himmlische Jerusalem«. Sie entspricht nicht der Beschreibung in der Offenbarung und ist nur durch den Schriftzug zu identifizieren. Ihre Bedeutung als Osterbotschaft erschließt sich erst durch das hinzugefügte Bibelzitat. Sonja Langkafel

Artikel vom 14.04.2006