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Bienen warten auf die Blüten

Bei den anhaltend kühlen Temperaturen bleiben die Tiere im Korb

Bad Kreuznach (dpa). Der überwiegend kühle Frühling hat nicht nur vielerorts die Pflanzenblüte verzögert, er hält auch die Bienen im Korb.

Kurz vor Ostern umschwirrt kaum eine Pollensammlerin die wenigen Blüten, die bislang an Büschen und Bäumen sprießen. Fachleute halten es deshalb für möglich, dass es in diesem Jahr weniger Honig geben könnte. »Die Gefahr besteht durchaus«, sagt der Sprecher der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach, Frieder Zimmermann. »Die Bienen sind in ihrer Lebens- und Arbeitsweise sehr wetterabhängig.« Nach seinen Angaben ist die Natur wegen des Wetters stellenweise zehn bis 14 Tage »zurück«.
Eine feuchtkalte Witterung könne für Bienen ebenso wie kalter Wind oder anhaltender Frost »schon problematisch« werden, sagt Zimmermann. »Wenn die längere Zeit nicht fliegen, sondern im Korb sitzen und sich gegen die Kälte schützen, besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten«, erklärt er. »Da sorgen sich die Imker schon, und es sorgen sich die Leute im Obstbau.« Denn bei 80 Prozent der einheimischen Blütenpflanzen läuft die Bestäubung über die Bienen ab. Ob das Problem ernst werde, könne man derzeit aber noch nicht sagen.
Damit die emsigen Honigproduzenten ausschwärmen, müssen die Temperaturen nach Zimmermanns Angaben »deutlich über zehn Grad« liegen. »Da sollte das Wetter einkehren, das wir Menschen unter Frühling verstehen.«
Die Deutschen verzehren pro Kopf jährlich 1,3 Kilogramm Honig. Aber nur 20 bis 25 Prozent davon werden im Land produziert. Der Rest wird nach Angaben der Landwirtschaftskammer importiert, vor allem aus Nachbarländern wie Dänemark.
Bundesweit gibt es 90 000 Imker, die eine Million Bienenvölker mit jeweils 30 000 bis 40 000 Tieren betreuen.
Die Natur kann den gegenwärtigen Rückstand bei wenigen Sonnentagen zwar schnell wieder aufholen. Aber auch ein Anstieg der Temperaturen ist aus Sicht der Fachleute nicht automatisch ein Grund zur Entwarnung: »Wir haben natürlich schon Befürchtungen, dass - wenn es schnell warm wird - die Blüten schnell abblühen und die Honigernte dann etwas mickrig ausfallen wird«, sagt der Vorsitzende des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz.
Bienenvölker entwickelten sich langsam, erklärt er. Deshalb sei es »eher positiv«, wenn sich die Entwicklung der Natur parallel zur Entwicklung eines Bienenvolkes verzögere. »Wenn es aber plötzlich warm wird, ist das für die Bienen nicht so gut.«
Nach seinen Angaben ist es wegen der wenigen Blüten derzeit nicht verwunderlich, dass sich noch nicht viele Bienen zeigen. Im Großen und Ganzen sei das Blütenangebot nicht allzu groß.
Zwar gebe es etwa an der Weinstraße bereits die erste Mandelblüte und auch Hasel- und Weidenblüten, aber sonst blühe nicht viel. Die wenigen Frühlingsblumen wie Osterglocken könnten kein Bienenvolk satt machen. Mit der Obstblüte werde der Bienenflug aber »schlagartig« zunehmen. Diese beginne mit der Kirsche und gehe mit den Äpfeln weiter, die wohl Ende April in voller Blüte stünden.
Deshalb gebe es im Moment auch noch keine ganz großen Bedenken wegen des Honigs.

Artikel vom 14.04.2006