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0:1 - »Hüpker« zu spät aufgewacht

VfB Fichte unterliegt im westfälischen Pokal-Halbfinale dem SC Delbrück


Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Sie waren so nah dran und scheiterten doch in den letzten entscheidenden 90 Minuten. Durch die 0:1-Heimniederlage gegen SC Delbrück verpasste Oberligist VfB Fichte gestern Abend den Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokalwettbewerbs. Während die Delbrücker im Stadion frenetisch feierten, leckten die »Hüpker« in der Kabine ihre Wunden.
Dabei hatten sich die Gastgeber soviel vorgenommen. Aber schon auf der prall gefüllten Tribüne bekamen die Anhänger des VfB Fichte keinen Stich. »Bielefeld, wir hören nichts«, brüllten die in vier großen Bussen angereisten Delbrücker Fans. Und die Anhänger der Platzherren? Sie reagierten wie immer. Still und kopfschüttelend betrachteten sie das Geschehen auf dem grünen Rasen. Schließlich waren sie diesmal noch mehr in der Unterzahl.
Erwärmen konnte das Pokalspiel die insgesamt gut 700 Zuschauer allerdings auch nicht. Die Platzverhältnisse waren bei dem Dauerregen schwierig. Besonders die langen Bälle wurden auf dem feuchten Rasen immer schneller. Die Akteure hüben wie drüben hatten erhebliche Probleme die Pässe unter Kontrolle zu bringen. Entsprechend blieben echte Torchancen Mangelware, weil beide Abwehrreihen gut standen und kaum etwas anbrennen ließen. Dennoch bot sich Robert Mainka nach 25 Minuten eine gute Möglichkeit. Er setzte sich auf dem rechten Flügel durch, konnte aber von Capretti auf Kosten einer Ecke soeben noch ausgebremst werden. Und diese Standardsituation brachte, wie viele andere, gegen die großgewachsene Delbrücker Abwehr nichts ein.
Wie man zum Erfolg kommen konnte, zeigte in der 36. Minute Dietmar Fulhorst. Er spielte einen klugen Pass in den Rücken der Bielefelder Abwehr. Jan Welker war zur Stelle und ließ VfB-Schlussmann Yorck Bergenthal mit einem platzierten Flachschuss in die lange Ecke keine Chance.
Die Antwort der »Hüpker« ließ lange auf sich warten. Erst in der Schlussphase wurde VfB Fichte agiler, ohne allerdings das Delbrücker Tor wirklich ernsthaft gefährden zu können.
»Eigentlich war das ein typisches 0:0-Spiel. Sowohl wir als auch Delbrück haben sehr gut verteidigt. Eine gute Situation für den SC hat diese Partie entschieden«, analysierte Kapitän »Jockel« Bergenthal. Kritisch äußerte sich Janis Theermann: »Uns ist nach vorne hin zu wenig eingefallen.« Und Stürmer Robert Mainka: »Leider haben wir zu spät angefangen Fußball zu spielen.«
Entgegen einiger Vorstandskollegen nahm VfB-Fußballchef Rainer Goldmann den Pokal-K.o. relativ gelassen zur Kenntnis. Er gratulierte artig den Delbrückern: »Irgendwie habt ihr den Sieg verdient. Ich wünsche viel Glück und ein gutes Los im DFB-Pokal.« »Der Rückstand wog zu schwer. Für mich war das Spiel schon zur Halbzeit gelaufen«, prangerte der Fußballchef allerdings »zu wenig Leidenschaft« oder auch »fehlende Risikobereitschaft« an.
Güven Aydin sackte nach dem Abpfiff enttäuscht zu Boden und schaute sich gedankenverloren den schwarz-weißen Freudentaumel einige Meter weiter an. Delbrücks Anhang hatte den Rußheide-Rasen gestürmt und feierte im Dauerregen gemeinsam mit den Spielern ausgelassen den Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde. »Das würden wir jetzt auch gerne tun«, meinte der Abwehrchef des VfB Fichte traurig. Ein Mal war die Hintermannschaft nicht im Bilde, und diese Situation entschied das Spiel. »Wir waren vorne einfach zu harmlos. Die Galligkeit fehlte. Schade. So eine Chance kriegen wir nicht wieder. Wir müssen das jetzt schnell abhaken und auf die Meisterschaft gucken«.
»Die waren nicht gefährlicher als wir, aber kompromissloser«, fand Mark Sawkill. »Wir haben die Bälle vorne schlecht behauptet. Es war einfach kein Durchkommen für uns«. Der Angreifer monierte, dass »wir die Bälle zu lange geführt« haben und hätte sich gewünscht, das Mittelfeld mal schneller zu überbrücken.
VfB Fichte: Bergenthal, Warnow (62. Smith), Block, Aydin (85. Basdas), Rasic, Wiens (85. Oezdemir), Möller, Theermann, Mainka, Sawkill, Belombo.
SC Delbrück: Büker, Fulland, Capretti, Hansjürgen, Kaesberg, Berhorst, Cirivello, Berkemeier, Kuhn, Welker (80. Radtke), Fullhorst (63. Westermeier).
Schiedsrichter: Waldemar Stor (Herford)
Tore: 0:1 Welker (36.).
Gelbe Karten: Kaesberg (Delbrück).
Zuschauer: 700

Artikel vom 14.04.2006