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Bauern und Umweltschützer beflügelt

Großes Lerchen-Projekt: Lebensraum des Singvogels erkunden, sichern und erweitern

Borgholzhausen/Altkreis Halle (kan). Sie wollen den Lebensraum der Feldlerche erkunden und den Sangeskünstler, der in den vergangenen Jahren seltener geworden ist, schützen. Landwirte und Umweltschützer arbeiten dabei Hand in Hand. Das Projekt der Stiftung für die Natur Ravensberg stellten sie gestern in Borgholzhausen vor.

»Lebensraum Lerche - Lebensraum Mensch« ist auf drei Jahre angelegt. Das Projekt wird von der Stiftung finanziert, von den biologischen Stationen Gütersloh/Bielefeld und Ravensberg (Kreis Herford) betreut und von der Landwirtschaftskammer und mehreren Landwirten unterstützt. Dazu zählen in Berghausen und Kleekamp Rainer Niedermeyer, Hermann Siekerkotte, Günter Steinbrügge und Rolf Westmeyer.
Warum gerade die Feldlerche? »Sie ist neben der Nachtigall der Vogel des abendländischen Kulturraums schlechthin, hat Dichter wie Shakespeare und Musiker wie Beethoven beflügelt. Die Lerche macht wie kein anderes Tier die gegenseitige Bedingtheit von Natur, Kultur und Wirtschaft, also von Mensch und Natur, deutlich«, betont Wolfhart Kansteiner, Beiratsvorsitzender der Stiftung. Ulrich Bultmann von der Landwirtschaftskammer stimmt dem Berghausener zu. Für ihn sei der Singflug dieses Vogels wie das Glockengeläut in der Kirche.
Bernhard Walter und Conny Oberwelland von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld stellten die Details des Projektes im Altkreis Halle vor (im Kreis Herford wird auch geforscht). So wurden im vergangenen Jahr in acht verschiedenen Bereichen der fünf Altkreis-Kommunen Lerchen gezählt und ihre Standorte begutachtet. Auf 2500 Hektar wurden 113 Brutpaare entdeckt - 48 allein in Berghausen und Kleekamp, da hier gute Standortbedingungen sind. »1968 fand im Versmolder Bruch bereits eine Zählung statt. Von den damals 128 festgestellten Revieren gibt es heute nur noch 21«, so Bernhard Walter.
Die Lerche liebt eine niedrig bewachsene, offene Kulturlandschaft. In diesem Jahr sollen im Rahmen des Projektes konkrete Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Die vier Piumer Landwirte, die sich neben anderen Kollegen daran beteiligen, haben sich bereit erklärt, unbewirtschaftete Freiräume für den Bodenbrüter auf ihren Äckern stehen zu lassen oder das Getreide im doppelten Reihenabstand auszusäen.
»Ich freue mich, dass sich so viele Landwirte an diesem Projekt beteiligen, und verspreche mir davon ein wachsendes Verständnis der Bevölkerung für die wirtschaftliche und kulturelle Leistung, die unsere bäuerlichen Familienbetriebe für die Gesellschaft erbringen«, sagt der leitende Landwirtschaftsdirektor Ulrich Bultmann. Arnold Weßling, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, und die Umweltschützer sind sich einig: »Wenn die Landwirtschaft aus öffentlichen Haushalten für ihre Arbeit Geld erhält, ist das keine Subvention, sondern eine Bezahlung für eine an die Gesellschaft erbrachte Leistung.

Artikel vom 13.04.2006