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Sterben in Würde und Begleitung

Hospizkreis Löhne nimmt nach zweijähriger Vorbereitung seine Arbeit auf

Von Per Lütje
Löhne (LZ). »Wir möchten, dass Menschen im Sterben und in der Trauer nicht alleine gelassen werden«, sagt Pfarrer Christoph Ruffer. Zwei Jahre haben er und viele ehrenamtliche Helfer sich intensiv auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet. Nun ist der Hospizkreis Löhne so weit, Sterbende und deren Angehörige auf ihrem letzten gemeinsamen Weg zu begleiten.

45 Freiwillige hatten sich beworben, sich als Sterbebegleiter zu engagieren. Zwölf sind nach Kursen und Seminaren übrig geblieben. »Ihre Kernqualifikation ist ihre Gesprächsoffenheit und die Fähigkeit, zuhören zu können«, beschreibt Ruffer, der Vorsitzender des Hospizkreises ist, das Anforderungsprofil der Helfer.
Daniela Möller-Peck hätte sich gewünscht, dass es ein solches Angebot bereits vor drei Jahren gegeben hätte. Damals war ihr Mann an Krebs gestorben. »Zuhause im eigenen Umfeld. So wie man es sich wünscht«, sagt die 39-Jährige. Und doch hätte es ihr sehr geholfen, hätte sie mit einem anderen Menschen als ihrem Mann oder ihrer Familie über ihre Ängste reden können.
»Sie haben mich sehr unterstützt. Aber trotzdem habe ich nicht über alles mit ihnen reden können und verdrängt, was mit meinem Mann passiert.« Sie möchte ihre Erfahrungen nun an andere weitergeben, sie ermutigen, die Scham abzulegen und engagiert sich deshalb ebenfalls im Vorstand des Hospizkreises.
»Das Thema Sterben wird immer noch tabuisiert«, sagt Julia Bloech. Sie koordiniert die künftigen Einsätze der Sterbebegleiter und ist erste Anlaufstelle für Sterbende und deren Angehörige, die den Kontakt zu dem Löhner Verein suchen. »Sie sind keine Bittsteller, wenn sie sich an uns wenden. Sie bestimmen, welche Anforderungen der Helfer erfüllen soll, und wir suchen dann den entsprechenden Kandidaten aus.« Diese Kandidaten sind in der Regel selbst Menschen, die einen Angehörigen verloren haben oder in einem Beruf arbeiten, in dem der Tod zum Alltag gehört.
»Der Ehrenamtliche geht in der Regel anfangs wöchentlich zwei Stunden zu den Betroffenen, nach Absprache auch öfter«, erklärt Pfarrer Ruffer. »Es muss betont werden, dass die Arbeit kein pflegerischer oder gar medizinischer Dienst ist, sondern eine zwischenmenschliche Unterstützung«, sagt Bloech. Dabei bestimme der Sterbende, was ihm gut tut, ob er zum Beispiel vorgelesen bekommen oder sich unterhalten möchte. »Wir sehen uns auch nicht als Konkurrenz zu den Verwandten und Freunden, die die wichtigsten Bezugspersonen sind.«
Im gleichen Maße wie der Sterbende soll auch der Angehörige von dem Angebot des Hospizkreises profitieren. »Wir können ihm Zeit geben, die er sich sonst nicht nimmt«, sagt die Koordinatorin - und Daniel Möller-Peck nickt: »Ich habe mich nicht getraut, aus dem Haus zu gehen, weil ich Angst hatte, dass genau in diesem Moment etwas passiert.« Das kann zum Beispiel die Zeit für den Besuch beim Friseur sein oder die Zeit zum Einkaufen, auch um mal etwas Abstand zu gewinnen und auf andere Gedanken zu kommen.
Die Ehrenamtlichen in dem noch jungen Hospizkreis Löhne wissen, dass sie einen sehr intimen Bereich betreten, wenn sie Sterbende und Angehörige auf ihrem letzten gemeinsamen Lebensabschnitt begleiten. »Wir stehen natürlich alle unter Schweigepflicht«, erklärt Pfarrer Christoph Ruffer. Und noch etwas ist für ihn und seine Mitstreiter selbstverständlich: Die Hilfe des Hospizkreises ist kostenlos.
l Menschen, die die Hilfe des Hospizkreises Löhne in Anspruch nehmen möchten, können Julia Bloech unter der Rufnummer 0151 / 15 58 04 95 erreichen. Auskünfte über die Arbeit des Vereins erteilt auch die Seniorenbeauftragte der Stadt Löhne, Elisabeth Brune, unter & 0 57 32 / 100 237.

Artikel vom 14.04.2006