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»Integriertes Patientenmanagement
erleichtert allen Seiten das Leben«

Informationsabend für Freiberufler und Unternehmer im Ärztehaus

Beverungen (WB). Das Thema Gesundheit scheint ein unlösbares Problem zu sein. Neue Perspektiven öffnen sich allerdings aus einer ganz unvermuteten Richtung: Es sind Mittelständler, die die »verkrusteten Strukturen« auf eigene Faust aufbrechen wollen.

Die Initiatoren des Ärztehauses in Beverungen gehören dazu. Jetzt luden sie in Kooperation mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) interessierte Freiberufler und Unternehmer zu einem Workshop ein. »So kann die Zukunft der Gesundheitsversorgung auch aussehen«, sagt Franz-Friedrich Schröter, Kreisgeschäftsführer des BVMW. Er meint den Neubau des Ärztehauses, in dessen weiter und lichter Halle das Unternehmertreffen stattfand.
Begrüßt wurden die mehr als 50 Teilnehmer, unter ihnen viele Mediziner, von Dr. Jens Grothues.
Der Gründungsgesellschafter des Ärztezentrums macht aus seiner Kritik am jetzigen Gesundheitssystem keinen Hehl, aber er ist auch ein Macher, der sich nicht mit der bloßen Kritik aufhält. Das Beispiel von Kollegen vor Augen, die Insolvenz anmelden mussten, hat er in Form des Ärztehauses ein Gegenmodell ins Leben gerufen.
Hier wird ein »integriertes Patientenmanagement« betrieben, das die Abläufe verschlankt und Patienten und Ärzten das Leben erleichtert. Den Mediziner sichert das den Standortvorteil, die Patienten honorieren die Innovation mit viel Anerkennung.
Ein »Zauberwort« der Gesundheitsdebatte lautet Prävention. Das Gesundheitszentrum TAO in Paderborn leiste in Form der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) seit Jahren erfolgreiche Vorbeugungsarbeit, wie der Betreiber Martin Friederici berichtete. Obwohl die Leistungen in der Regel nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden könnten und Friederici mit seinem Projekt immer wieder auf bürokratische Hindernisse stößt, kann sich das dortige Gesundheitszentrum nicht über mangelnde Patienten beschweren - eher im Gegenteil.
Den Medizinern im Fachpublikum, die sich durch die Vorträge vielleicht hatten inspirieren lassen, lieferten Rechtsanwalt Stefan Frese (Brakel) und Gerde Böke, Steuerberater aus Steinheim, weitere wichtige Informationen. Sie stellten die Möglichkeiten und Gefahren von ärztlichen Gemeinschaftsunternehmen vor, die sich in Form einer GmbH oder AG gründen. Ernüchterung kehrte vielleicht nach dem Vortrag der Paderborner Fachanwälte für Arbeitsrecht, Professor Friedrich Meyer und Dr. André Pleßner, ein. Unternehmer, die Arbeitnehmer beschäftigen, sehen sich einem immer größeren Wulst von gesetzlichen Regeln gegenüber.
Ärzte, die als Unternehmer agieren, müssen sich also nicht nur mit den Folgen der Gesundheitskatastrophe, sondern auch der Überbürokratisierung auseinandersetzen. Gut könne man diese Aussichten wirklich nicht nennen, so ein Sprecher. Genau aus diesem Grund denkt Dr. Jens Grothues zurzeit nicht daran, aus dem Ärztehaus ein Medizinisches Gesund-heits-Zentrum zu machen, wie es die Regierung als neues Modell propagiert.
Er ist Macher genug, um diese Vision angesichts der aktuellen Lage für nicht realisierbar zu halten.

Artikel vom 13.04.2006