13.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Happy End in der Weserstadt

Ehemalige Kameraden feiern nach 61 Jahren in Vlotho ein Wiedersehen

Von Joachim Burek (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Vlotho (VZ). Es war fast wie im Film: Das »Happy End« einer langen Suche fand auf dem Oelmühlen-Parkplatz in der Vlothoer City statt. Nach 61 Jahren konnten sich Hubert Klocke aus Vlotho und Georg Weber aus Burgthann/Mimberg bei Nürnberg in die Arme schließen.

»Wiedererkannt haben wir uns zunächst nicht«, beschreibt Hubert Klocke die ersten Momente des Wiedersehens. Zuletzt hatten sich die beiden 80-jährigen, ehemaligen Wehrmachtskameraden 1945 auf dem Weg in die russische Gefangenschaft gesehen und dann auf dem Marsch in die Lager aus den Augen verloren. Nach einem kurzen Briefkontakt in den 50-er Jahren nach ihrer Entlassung aus Russland war der Kontakt endgültig abgerissen.
»Jetzt im Alter wollte ich dann aber doch noch einmal wissen, wo mein Kamerad aus jenen Kriegstagen, von dem ich nur noch wusste, dass er aus Vlotho stammte, geblieben war. Nachdem Nachforschungen bei offiziellen Stellen vergeblich gewesen waren, habe ich mich mit einem Suchaufruf an die VLOTHOER ZEITUNG gewandt. Anhand des einzigen Fotos aus Jugendtagen, das ich aus dem Brief von Hubert Klocke besaß, und mit Hilfe der Zeitung haben wir uns nun wiedergefunden«, freut sich der rüstige Franke (VZ berichtete am 11./12. und am 15. März).
Nach ersten Telefonkontakten kam es nun zum wirklichen Wiedersehen. Von seinem Sohn Harald chauffiert, machte sich Georg Weber nun von Mimberg aus auf den Weg ins etwa 500 Kilometer entfernte Vlotho. »Zuerst haben wir das Haus der Klockes nicht gefunden und dann vom Parkplatz in der City bei Hubert angerufen. Er hat uns schließlich von dort abgeholt. Wir haben uns in die Arme genommen und erst einmal gedrückt«, beschreibt der Vlothoer Hubert Klocke das Wiedersehen.
Daheim in Klockes guter Stube haben die beiden Veteranen sich dann zusammen gesetzt, die Familienalben gewälzt und sich gegenseitig ihr Leben nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft erzählt. Beide sind sich einig, dass sie damals großes Glück hatten, unversehrt aus Krieg und Gefangenschaft zurück gekommen zu sein. »Dass wir uns nun nach so vielen Jahren wiedersehen, ist einfach unglaublich«, sagt Weber, der nun begierig darauf ist, Vlotho, die Heimat seines Freundes, kennenzulernen. »Wir haben einen Abstecher zum Wasserkreuz und zur Schleuse nach Minden geplant. Ein Gegenbesuch in Mimberg wird es später natürlich auch geben«, so sein Vlothoer Gastgeber.

Artikel vom 13.04.2006