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Kommunalpolitiker
haben Europa im Blick

Steinhagens CDU geht mit Bürgern auf Bildungsreise

Von annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Dinge vor der Haustür, die kommunalpolitischen Fragen, sind sonst ihr Anliegen, die Bundespolitik ist mitunter auch ein Thema. Nun aber nahmen Steinhagens CDU-Politiker und zahlreiche Gäste Europa in den Blick. Und zwar im Rahmen einer Bildungsreise an den Rhein und nach Belgien - deren Erkenntnisse führten dann doch auch zum Teil zurück in die Heimat. Beispiel: Bildungspolitik und Föderalismusfrage.

»Europa aktuell«, so war die Studienfahrt nach Königswinter überschrieben, die Steinhagens CDU-Vorsitzende Margret Gail in Zusammenarbeit mit der nach dem bedeutenden Nachkriegspolitiker benannten Jakob-Kaiser-Stiftung in Köln organisiert hatte. 39 Männer und Frauen zwischen 26 und 80 Jahren fuhren mit und kehrten »mit vollem Kopf«, so Gail, zurück. So dicht, so interessant war das politische Programm.
Gleich nach der Ankunft am Rhein das erste Seminar: Drei Stunden lang ging es mit Referent Dr. Claus Richter um »Deutschland in Europa und der Welt«. Und nicht nur die politischen Landkarten öffneten den Gästen aus OWL den Blick: Deutschland, ehemals im Ost-West-Konflikt strategisch so wesentlich, kann trotz seiner Größe und Bevölkerungszahl weiterhin nur über die europäische Einigkeit existieren und Bedeutung erlangen. So fasst Andrea Waschbüsch-Altmeyer ihre Erkenntnisse zusammen.
Doch gleichzeitig zählt das Kleine, das Regionale und Örtliche. Das stellten die Steinhagener am zweiten Reisetag fest, als sie das Städtchen Eupen in Ostbelgien besuchten. »Den deutsch-niederländisch-belgischen Grenzraum im Herzen Europas wollten wir unbedingt kennen lernen«, so Margret Gail. Das Gebiet war stets umkämpft, denn politisch und strategisch stets bedeutend, und wurde immer wieder unterschiedlichen Staaten zugeschlagen. Und so finden sich dort nicht nur interessante historische Spuren - etwa an den alten Grenzverläufen oder auf dem US-Soldatenfriedhof von Henri-Chapelle -, sondern auch eine besondere politische Struktur: In Eupen, einer alten Tuchmacherstadt, hat die deutschsprachige Gemeinschaft ein eigenes Parlament - mit eigener Kompetenz.
Stichwort: Föderalismus-Debatte in Deutschland. »Das Parlament macht zum Beispiel seine eigene Bildungspolitik. Brüssel mischt sich gar nicht ein in die Frage nach Schulen und Kindergärten, Ganztagsunterricht und andere Programmen«, sagt Andrea Waschbüsch-Altmeyer. Und Eupen hat ihr gezeigt: »Wir können die Zukunft nur gestalten, wenn wir europäisch denken. Unsere Wurzeln müssen wir wahren, aber Projekte im europäischen Zusammenhang angehen.«
Auch denjenigen, der einst das Zusammenwachsen Europas überhaupt möglich machte, lernten die Steinhagener noch ein bisschen besser kennen: Konrad Adenauer. Bevor die Reise im »Haus der Geschichte« in Bonn (höchst interessant, auch für Familien, so das Urteil der Reiseleiterin; Eintritt kostenfrei) endete, sah sich die Gruppe das Haus des ersten Bundeskanzlers in Rhöndorf an. Ohne Adenauer wäre Europa heute so nicht möglich - so die Erkenntnis. Im Treppenhaus begegneten die Steinhagener übrigens einem guten Bekannten: Auf dem Stammbaum findet sich auch Güterslohs Landrat, Adenauer-Enkel Sven-Georg - noch in Kinderschuhen.

Artikel vom 13.04.2006