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Hyperbelfisch und Zapfenparabel

Natur und Mathematik in den Bildern von Franz-Xaver Lutz

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Die Natur gehorcht mathematischen Baugesetzen. Verblüffende Beispiele zeigt der Künstler Franz-Xaver Lutz in seinen Bildern auf.

Seine von der Heidelberger Klaus-Tschira-Stiftung auf die Reise geschickte Wanderausstellung »Ein mathematisches Kunstbuch - ein künstlerisches Mathematikbuch« ist jetzt bis zum 1. Juni im Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn zu sehen. Der 65-jährige Maschinenbauingenieur und freischaffende Künstler schaut beim Blick in die Zoologie und Botanik genau hin und entdeckt überall Parallelen zwischen dem Aufbau von Pflanzen und tierischen Körpern und mathematischen Formeln und Gesetzen.
In seinen Bildern wölbt sich der Fischkopf exakt nach dem Kurvenverlauf einer Hyperbel, der Fichtenzapfen lässt sich als Parabelkonstruktion begreifen, der Karpfen entspricht in seiner Tropfenform dem idealisierten Stromlinienkörper. Eine überraschende Parallele ergibt sich in Lutz' Gegenüberstellung zwischen der logarithmischen Spirale und der Struktur eines Ammoniten. Und seine Idee, den Wankel'schen Kreiskolbenmotor mit dem Bild eines aufgeschnittenen Apfels mathematisch in Beziehung zu bringen, hätte -Êso HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska bei der Eröffnung - sicher auch den mit Wankel befreundeten Computerpionier Heinz Nixdorf fasziniert.
Doch Lutz verschafft seiner Phantasie, gepaart mit künstlerischem Witz, auch Freiräume, wenn er etwa einen Ammoniten zum Schraubbolzen mit aufgesetzter Sechskantmutter mutieren oder den Hirschkäfer mit einer Beißzange »kämpfen« lässt. Und warum sollte sich der Erfinder des Schreibmaschinen-Kugelkopfs nicht von kleinen schuppigen Pilzen inspiriert haben lassen?
Das HNF ist an beiden Ostertagen geöffnet, am Karfreitag aber geschlossen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (20 Euro) erhältlich.

Artikel vom 13.04.2006