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Jeder Zweite ohne Perspektive

Leiter der Arbeitsagentur Detmold besucht SPD-Bundestagsfraktion in Berlin

Kreis Lippe/Berlin (SZ). Auf Vermittlung des lippischen Abgeordneten Dirk Becker traf der Leiter der Detmolder Arbeitsagentur, Dr. Harald Hiltl, jetzt in Berlin den arbeits- und sozialpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Bundestagsabgeordneten, Klaus Brandner.

An der Expertenrunde im Berliner Reichstag nahmen zudem ein Vertreter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie die Referenten der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Joachim Arndt und Dr. Gerhard Fisch, teil. Schwerpunkte dieser Erörterung stellten neue, einfache und eingängige Konzepte für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt, zum Beispiel in den Bereichen Kombilohn sowie zur Verbesserung der angespannten Ausbildungsmarktsituation speziell in Lippe, dar. Diese wäre mit geringem finanziellem Aufwand wirkungsvoll zu realisieren. Zum Thema Kombilohn wurden dabei Überlegungen und ein Modell erörtert und eingehend diskutiert, die die Schaffung neuer zusätzlicher Arbeitsplätze in der Region ermöglichen sollen. Ziel sei es, mit staatlichen Zuschüssen zum Tariflohn etwaige Wettbewerbsnachteile auszugleichen, die in der Vergangenheit zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen gerade im Niedriglohnbereich führten. Über diese Aufstockung solle erreicht werden, entsprechende dringend benötigte Arbeitsplätze wieder nach Lippe zurück zu holen, sagte Dr. Harald Hiltl.
Ferner stellte er in diesem Kreis den besonders angespannten Ausbildungsmarkt in Lippe dar. Da Lippe eine der jüngsten Regionen in Deutschland sei, würden starke Jahrgänge auf den Ausbildungsmarkt drängen und Lehrstellen nachfragen. Daher reichten auch die von den lippischen Unternehmen und Verwaltungen angebotenen Ausbildungsplätze nicht aus, um allen jungen Leuten eine Perspektive zu bieten, sagte Hiltl. »Viele Ausbildungsbewerber müssen mit den unterschiedlichsten Alternativen die Zeit bis zum Beginn einer Ausbildung überbrücken«, machte er deutlich.
Mittlerweile stehe in Lippe nur noch jedem zweiten Schulabgänger eines Jahrgangs eine entsprechende Ausbildungsstelle im dualen System gegenüber. Bedingt durch diesen Problemdruck habe man in Lippe nach innovativen Ideen gesucht, die den jungen Leuten eine Perspektive ohne entsprechende langjährige Maßnahme-Ketten bieten.
In dieser Runde präsentierte Dr. Hiltl das Modell: »Überbetriebliche Ausbildung an Berufskollegs«. In diesem Modell könnten bis zu 400 Jungen und Mädchen eine Ausbildung an den lippischen Berufskollegs absolvieren und eine entsprechenden Facharbeiter- oder Gesellenprüfung vor den zuständigen Kammern ablegen. Ausbildungsabschlüsse in dieser Form wären in den Berufsfeldern Metall (Metallbauer, Anlagenmechaniker, Zerspanungsmechaniker, Konstruktionsmechaniker), Holz (Holzmechaniker und Tischler), Hotel- und Gaststätten (Restaurantfachmann, Hotelfachmann, Koch) sowie im Bereich Industrie- und Handel (Kaufmann im Einzelhandel, Kaufmann im Groß- und Außenhandel, Fachkraft für Lagerlogistik) möglich und durchzuführen.
Klaus Brandner sagte eine kurzfristige Prüfung der Vorschläge zu und wies in diesem Zusammenhang auch auf die Strukturinitiative der Bundesregierung für den Bereich der Ausbildung hin.

Artikel vom 13.04.2006