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Die unersetzlichen Quellen
brauchen besonderen Schutz

Exkursion der GNU zu den Bachursprüngen im Teuto

Halle (WB). Dort wo die Bäche unserer Region entspringen, zu den Quellen im Teutoburger Wald führte jetzt eine Exkursion der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) in Halle.

Besonders einladend war der Ausflugstag zu den Quellen nicht. Es war kalt und regnerisch. Gut für die Quellen, denn ohne Regen sprudeln sie nicht.
Bäche waren es auch, so die Sprecherin der GNU, Marion Ernsting, die 1973 die Gründung der GNU ausgelöst hatten. Ob Ems oder Ölbach, die Fließgewässer sollten nahezu kreisweit vertieft und kanalartig ausgebaut werden, um das Wasser schnell abzuführen und die angrenzenden Ackerflächen zu entwässern. Inzwischen ist klar geworden, dass diese »Lösungen« von gestern die Hochwasserprobleme von heute sind. Nun werden die Bäche wieder renaturiert. Man gibt ihnen wieder ihren Raum, in dem sie sich zu Hochwasserzeiten ausdehnen können.
Die Quellen sind in ihrer Ursprünglichkeit jedoch meistens erhalten geblieben. Sie können nur an den Stellen entspringen, wo besondere geologische Bedingungen zusammentreffen, erklärte Marlis Elbertz vom Naturschutzzentrum Ostwestfalen (NZO).
Die erste Quelle - eine so genannte Sturzquelle - trat unter einer hohen alten Buche hervor. Zwischen dem Wurzelwerk hatte sich eine kleine Höhle gebildet. Der Ausgang der Höhle war überwachsen mit Lebermoosen und Milzkraut. Diese Pflanzenarten brauchen die hier vorherrschende ständige Feuchtigkeit, Kühle und Schatten.
Auch die hier lebenden Tierarten sind hoch spezialisiert, was bei der extremen Sauerstoff- und Nährstoffarmut und den niedrigen Temperaturen (ständig ca. acht Grad Celsius) sofort einleuchtet. Marlis Elbertz hatte mit einem Sieb die Larven von Steinfliegen und kleine Krebse gefangen. »Das Vorkommen dieser Arten zeigt eine saubere Quelle an. Dieses Wasser kann man getrost trinken«, war Elbertz überzeugt.
An einer anderen Stelle konnte man eine Sicker- oder auch Sumpfquelle besichtigen. Das Quellwasser sickerte in einer Mulde aus dem Boden und bildete ein kleines Moor. Neuerdings werden Quellen umbaut oder in Rohre gefasst. Dadurch - da waren sich die Teilnehmer einig - verliert die Quelle nicht nur ihren ursprünglichen Zauber, sondern auch die Lebensräume mit ihren spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Einig war man sich auch, dass Quellen zweifellos wegen ihrer Seltenheit und Unersetzbarkeit absolut geschützte Lebensräume sein müssen. Umso unverständlicher, dass an einigen Quellen bereits Hausmüll und Textilien herumlagen.
Die Quellenwanderungen sollen auf allgemeinen Wunsch hin fortgesetzt werden. Das nächste Mal wird u.a. die Quelle des Künsebecker Baches vorgestellt werden.

Artikel vom 12.04.2006