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Alte Sünden werden begraben

Stillgelegte Mülldeponie auf dem Bischofshagen wird für 400 000 Euro saniert

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne-Bahnhof (LZ). Die Stadt Löhne wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. In Bischofshagen muss eine Mülldeponie aus den siebziger Jahren abgedichtet werden, weil Regenwasser Giftstoffe aus dem Boden spült, die in angrenzenden Gewässern landen.

»Leider hat man sich damals noch nicht so viele Gedanken über Müllentsorgung gemacht«, sagt Ralf Isemann von den Wirtschaftsbetrieben Löhne. Von 1970 bis 1974 wurde die Deponie abseits der Schweichelner Straße betrieben. Hausmüll, aber auch Abfall aus der Industrie füllten innerhalb von vier Jahren eine Fläche von 1 300 Quadratmetern. Nach der Stilllegung der Müllkippe verschwand der Unrat unter einer dicken Erdschicht.
Ende der achtziger Jahre habe das Umweltamt dann damit begonnen, die Mülldeponien im Stadtgebiet zu erfassen und zu untersuchen, erklärt Isemann. »Von den insgesamt 35 waren 33 unbedenklich.« Für die Abdichtung von Nummer 34 hat Dieter Lusga gesorgt, dessen Firma Lusit auf der Deponie liegt. »Und jetzt sind wir dabei, auch die letzte Altlast zu beseitigen«, versichert der städtische Umweltexperte.
400 000 Euro kostet die Versiegelung der ehemaligen Mülldeponie. 80 Prozent dieser Kosten werden vom Land Nordrhein-Westfalen bezuschusst. »Es hat bereits Anfang der neunziger Jahre Bemühungen gegeben, das Areal zu sanieren. Damals wurde ein Wasserlauf, der mitten durch die Deponie führte, umgeleitet. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass durch Regenwasser weitere Schadstoffe heraus geschwemmt werden, wenngleich sie kaum noch nachzuweisen sind, wenn sie in öffentliches Gewässer gelangen«, betont Ralf Isemann. Denn unterhalb der Deponie befinden sich zwei Klärteiche, die zum Beispiel Schwermetalle wie Cadmium, Blei, Quecksilber und Zink herausfilterten.
Dennoch habe der Kreis Herford auf eine Sanierung der Müllkippe auf dem Bischofshagen gedrängt. »Dort argumentiert man nicht zu Unrecht, dass die Umweltbelastung mit Schadstoffen auf dem Weg bis zu den Klärteichen nicht zu akzeptieren ist, da auch dieser Bereich öffentlich zugänglich ist«, zeigt Ralf Isemann Verständnis für die aufwändige Sanierung des Geländes.
Um für alle Zeiten zu verhindern, dass weiterhin Metalle aus der 30 Jahre alten Müllkippe dringen, wird sie derzeit von einer Osnabrücker Fachfirma regelrecht versiegelt. Zunächst wird der Erdboden mit einem Vlies abgedichtet. Darüber wird eine 50 Zentimeter dicke Mineralschicht aufgetragen, dann folgen 80 Zentimeter schwer wasserdurchlässiger Boden und zum Abschluss eine 20 Zentimeter dicke Schicht Muttererde. »Außerdem werden Drainagen gelegt, da sich in der Deponie Gase bilden können, die nach außen entweichen können müssen. Die zusätzlichen Mulden sollen zudem gewährleisten, dass das Regenwasser abläuft, ehe es in den Boden eindringen kann«, erläutert Ralf Isemann die Prozedur.
Ende Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Und bei der Stadt ist man zuversichtlich, dass damit auch das Kapitel der Altlasten ein für alle Mal geschlossen werden kann.

Artikel vom 12.04.2006