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»Das ist ein Schritt in die falsche Richtung«

»SPD-Arbeitsgemeinschaft Bildung« kritisiert die geplante Novellierung des Schulgesetzes


Herford (HK). Die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) greift die Schülerproteste auf und übt Kritik an der geplanten Novellierung des Schulgesetzes. Hier werde nicht nur die Einübung von Demokratie an Schulen behindert. In einer Stellungnahme heißt es:
»So dürfen in Zukunft bald alle Eltern von Grundschulkindern eine Grundschule für ihr Kind wählen. Das klingt nach Freiheit. In Wahrheit ist das ein Sonderrecht für vermögende Eltern, denn Fahrtkosten gibt es nur zur nächstgelegenen Grundschule.« Zwischen diesen Grundschulen solle es dann eine Leistungstabelle (»Ranking«) geben, so dass einfach zu erkennen sei, welche Grundschule »gut« und welche Grundschule vermeintlich »schlecht« ist.
Dies führe unweigerlich dazu, dass Eltern, die ausreichend Geld haben, ihr Kind auf eine andere Schule zu schicken, dies auch tun. Eltern, deren Kinder auch begabt sind, die allerdings weniger Geld haben, würden dann ihr Kind auf eine Schule geben, die Kinder aus reicheren Haushalten schon längst verlassen haben und die zur »Restschule« zu verkommen drohe.
»Dadurch hat die Schullaufbahn schon vor Beginn der Schulzeit eine Richtung eingeschlagen, die auf sozialer Auslese beruht. Die Kinder auf solchen benachteiligten Schulen - oft mit hohen Anteilen an zugewanderten Familien - werden schlicht mit ungünstigeren Bedingungen konfrontiert und damit »abgehängt«. »Man kann also seine Schulkarriere schon vor dem ersten Schultag als besiegelt ansehen,« sagt Martin Kottkamp (Spenge), Sprecher der AfB im Kreis Herford.
Darüber hinaus bestehe für die Grundschulen keine Planungssicherheit mehr. Anmeldezahlen könnten - je nach Ranking oder Gerüchteküche - wild schwanken. Auch die Tatsache, dass die einzelnen weiterführenden Schulen jetzt ein eigenes Profil bekommen und dass sich die Lehrpläne dort nun grundlegend unterscheiden sollen, führe dazu, dass die weitere Schullaufbahn sehr schnell festgelegt ist. »So ist es für Schüler der weiterführenden Schulen bald weder möglich von einer ÝniedrigerenÜ in eine ÝhöhereÜ Schulform zu wechseln noch andersherum, weil sich ja alle unterscheiden sollen«, meint Vorstandsmitglied Hermann Fleer (Enger), Lehrer an der Olof-Palme-Gesamtschule. »Das gegliederte System wird noch absurder als bislang schon.«
»Die geplante Novellierung ist ein Schritt in die falsche Richtung«, lautet das Fazit der SPD-Arbeitsgemeinschaft.

Artikel vom 12.04.2006