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Von guten Mächten geborgen

Passionskonzert in St. Ursula mit Kirchenchor und Cantus Firmus Vokalensemble

Von Malte Samtenschnieder
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Einen besinnlichen Auftakt für die Karwoche bildete am Sonntag ein gut besuchtes Passionskonzert in der Pfarrkirche St. Ursula. Unter der Gesamtleitung von Willi Wrede gestalteten der Kirchenchor St. Ursula und das Cantus Firmus Vokalensemble aus Kaunitz im Wechsel mit hervorragenden Solisten einen vielfältigen Querschnitt durch klassische und zeitgenössische geistliche Musik.

Sich gedanklich frei machen zu können »für die Woche, in der es auf alles ankommt«. So beschrieb Pfarrer Ulrich Radke die Wirkung des Konzerts, wie er sie sich für die Zuhörer erhoffte. Sein Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Denn angesichts vorgetragenen zumeist Ruhe und Geborgenheit spendenden, verhaltenen Melodien ließen die Besucher ihre Alltagssorgen im Konzertverlauf zunehmend hinter sich, um allein die Botschaft von der Passion Jesu in ihren Herzen zu bewegen.
»Von guten Mächten wunderbar geborgen« trat zunächst das Cantus Firmus Vokalensemble dem Publikum gegenüber. Mit klarer Aussprache, sauberer Intonation und vollem Gesamtklang brachten die vier Frauen und sechs Herren nach Arcadelts »Ave Maria« zwei Psalmvertonungen von Schütz zu Gehör. »Gott ist mein Hirte« stellte anschließend Jessica Walden fest, die kurzfristig für die erkrankte Gesangssolistin Susanne Mewes eingesprungen war. Dank ihrer warmen, wohlgeformten Stimme wurde auch der folgende Auszug aus Mozarts Grabmusik zu einem anrührenden, erquickenden Hörereignis.
Beim einem weiteren »Ave Maria« - diesmal in der wohl populärsten Fassung von Franz Schubert - ließ sich der junge Interpret Alexej von seiner Mutter Vera Astrowa am Klavier begleiten. Doch damit nicht genug. Auch mit seinem auf russisch vorgetragenen Gebet zum Gedenken an die Toten eroberte der unerschrockene Nachwuchssänger die Herzen der aufmerksamen Zuhörer wie im Sturm. Ihr fabelhaftes Können als Klaviersolistin stellte Vera Astrowa darüber hinaus mit einem wuchtig-virtuosen Rachmaninow-Präludium und einer verspielt-brillanten Skrjabin-Etüde unter Beweis.
Den Schlusspunkt unter eine gelungene 75-minütige Palmsonntags-Meditation setzte schließlich der Kirchenchor St. Ursula. Für den klangvollen, souveränen Vortrag hatte Dirigent Willi Wrede neben Haßlers »O Mensch, bewein dein Sünde groß« und Elgars »Ave Verum« Isaacs »O wunderbare Speise« gesetzt, bevor das Konzert zu den nachdenklich stimmenden Zeilen von »O Haupt voll Blut und Wunden« zu Ende ging. Mit lang anhaltendem, herzlichem Applaus dankten die Zuhörer am Ende allen Mitwirkenden für ein rundum gelungenes Passionskonzert.

Artikel vom 12.04.2006