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Kirchen im
Bünder Land
in Finanznöten

Einsparvorgaben für die Gebäude

Bünde/Rödinghausen/Kirchlengern (grot/gb). Die Kirchengemeinden im Bünder Land sollen und müssen den Gürtel enger schnallen. Allein bei der Unterhaltung der Immobilien sollen insgesamt rund 156 000 Euro eingespart werden. Das sieht ein Papier des Synodalvorstandes vor. Über diese Vorgabe soll die Kreissynode am 10. Juni entscheiden.
Hintergrund der Auflage sind die stetig sinkenden Kirchensteuereinnahmen und eben so kontinuierlich steigende Ausgaben. Den Kirchenkreis drückt ein strukturelles Defizit von drei Millionen Euro. Eine Million ist bereits bei den Ausgaben gestrichen worden, diese Summe soll noch auf 1,9 Millionen Euro steigen. Mehr als sechs Millionen Euro schießt der Kirchenkreis aus seien Rücklagen zu, besteht aber darauf, die 32 Kirchengemeinden mit ins Sparboot zu nehmen.
Neben den Personalkosten sind die Aufwendungen für die Unterhaltung der Kirchen und Gemeindehäuser ein beträchtlicher Kostenfaktor. Hier soll der Rotstift angesetzt werden.
Und zwar heftig: Die vergleichsweise kleine Gemeinde Rödinghausen, zu deren Gebäudebestand die schmucke Bartholomäus-Kirche, eines der ältesten Gotteshäuser in NRW zählt, soll bei der Unterhaltung von Gottesdienst-, Gruppen- und Gemeinderäumen mehr als 25 000 Euro per anno einsparen.
Hart trifft die Sparvorgabe aus Herford auch die Kirchengemeinde Bünde, die mit der Laurentius- und der Paulus-Kirche sowie der Arche Noah und dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine ganze Reihe von kostenträchtigen Immobilien zu unterhalten hat. Das Presbyterium warte noch auf konkretere Zahlen des Kirchenkreises, sagte Pastor Sieghard Flömer auf Anfrage der BÜNDER ZEITUNG. Der Verkauf eines Gotteshauses, wie in Bielefeld geschehen, sei keine Lösung, meint Flömer, schon deshalb nicht, weil sich, wenn überhaupt, wohl nur die erst vor wenigen Jahren errichtete und vielfach nutzbare Arche Noah veräußern ließe. Dieser Bau verursache jedoch die geringsten Kosten. Und mit der Arche Noah verbinde sich die gesamte Gemeindearbeit für den Bünder Süden.
Wohl kaum zu bestreiten seien die vom Kirchenkreis ermittelten Daten zum Nutzungsgrad der Kirchen. Das heißt: Mindestens eines der drei Gotteshäuser wird definitiv nicht mehr gebraucht, auch bei den Gemeinderäumen gibt es einen deutlichen Überhang. Wie also der Finanzmisere Herr werden? Wenig aussichtsreich scheint das Prinzip der so genannten »kalten Kirche«. Soll heißen: Ein Gotteshaus wird schlicht und einfach nicht mehr genutzt, aber auch nicht geheizt und nicht gepflegt. Wie dann nach wenigen Jahren etwa die Paulus-Kirche mit ihrem schon jetzt großen Sanierungsstau aussieht, mag sich Flömer nicht vorstellen. So wird sich das Presbyterium wohl auch über das Thema Personalkosten Gedanken machen müssen.
Mit knapp 18 000 Euro an Einsparungen müsste sich nach dem bisherigen Zahlenwerk die Gemeinde Spradow vertraut machen, Ennigloh hätte eine Belastung in etwa gleicher Größenordnung zu tragen. Für die Dünner Gemeinde beläuft sich die Summe auf etwa 13 000 Euro. Keinerlei Sorgen müssen sich Holsen-Ahle und Westkilver machen. Hunnebrock käme mit einer Einsparvorgabe von rund 5 100 Euro glimpflich davon. Die Kirchengemeinde Kirchlengern muss mit einer Summe von knapp 11 000 Euro rechnen. Südlengern wäre mit mehr als 19 000 Euro ebenfalls sehr hart betroffen. Die Stift Quernheimer Gemeinde hätte an einer Einsparvorgabe in Höhe von knapp 9 000 Euro ebenfalls schwer zu knabbern.

Artikel vom 13.04.2006