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Und wieder waren
es die alten Römer

Ausführliche Kulturanleitungen


Grabfresken mit Abbildungen von gebündeltem Spargel sollen belegen, dass schon die Ägypter vor 5000 Jahren Spargel gekannt und als angeblich »in der Liebe nützlich« geschätzt haben. Da Spargel in Ägypten allerdings nicht heimisch ist, bleibt diese These eher unwahrscheinliche Vermutung.
Noch heute werden jedoch in Griechenland die Sprosse von Aspáragus acutifólius (Dornenspargel) gesammelt, der etwas kräftiger als der uns geläufige Kulturspargel schmeckt. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass Spargel von den Griechen in Kultur angebaut wurde. Viel mehr als den Wohlgeschmack scheinen die Griechen seine Verwertbarkeit in der Medizin beachtet zu haben. So schätzten sie Spargel wegen seiner harntreibenden Wirkung.
Erstmals Spargel kultiviert haben wohl die Römer. Da der Landbau bei ihnen eine größere Rolle als bei den Griechen spielte, waren sie natürlich auch sehr viel stärker an gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Verfahren interessiert. Von den Römern sind ausführliche Kulturanleitungen überliefert, die aber zum Teil wesentlich von dem heutigen Anbauverfahren abweichen. Die ausführliche Anleitung von Marcus Portius Cato, wie Spargel im Garten angebaut werden könne, deutet darauf hin, dass die Stangen bei den Römern ein geschätztes Gemüse waren, das gerne auch als Vorspeise in den besseren Kreisen genossen wurde.
Wahrscheinlich führten die Römer den Spargel nach Deutschland ein. Es wird auch berichtet, dass zurückkehrende Kreuzfahrer in der Mitte des 13. Jahrhunderts Spargelsamen mitgebracht haben. Spargel wurde hierzulande wohl zunächst vornehmlich als Arzneimittel, weniger als Gemüse angebaut. Während der Spargelanbau als Gemüse in Frankreich und England zu Beginn des 16. Jahrhunderts schon weit verbreitet war, wurden in Deutschland erst um die Mitte dieses Jahrhunderts die ersten Spargelbeete im Stuttgarter Lustgarten angepflanzt.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Spargel schon allgemein bekannt. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Anbaugebiete, die zum Teil noch heute Bedeutung haben. Auf Bildern aus jener Zeit kann man sehen, dass Spargel damals als Grünspargel angebaut wurde. Ohne Zweifel ist mit dem Anbau von grünem Spargel wesentlich früher begonnen worden. 1852 schreibt L. Huot (»Der verbesserte Spargelanbau«), dass in vielen Gegenden Deutschlands, wie auch in England und Frankreich, der grüne Spargel bevorzugt werde. Lediglich in Norddeutschland sei der Bleichspargel gefragt. Erst später setzte sich in Deutschland der weiße Spargel allgemein durch.
Noch im 19. Jahrhundert schätzte man Spargel nicht nur wegen seines Wohlgeschmacks, sondern auch wegen seiner vermeintlichen Heilwirkung. So war Spargel im amtlichen Arzneibuch vermerkt, musste also in Apotheken vorrätig sein.

Artikel vom 28.04.2006