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Ist der Grafitti-Beweis
schon beseitigt?

Verhandlung gegen Sprayer wird vertagt

Löhne (ke). Vor drei Jahren sollen zwei junge Männer Grafitti am ehemaligen Löhner Stellwerkgebäude angebracht haben. Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wurde gestern vertagt.

Polizeibeamte hatten den heute 24-jährigen Birger H. (Namen geändert) und Mehmet C. (23) am 12. Februar 2003 nahe des Güterbahnhofs mit Rucksäcken und Sprüh-Utensilien angetroffen, jedoch nicht auf frischer Tat ertappt. Da beide Angeklagten keine Aussage machten, wie der Verteidiger von Birger H., Jens-Gunnar Cordes aus Dortmund, ihnen geraten hatte, wollte Richter Dr. Eisberg den im Foto festgehalten Vorwurf durch einen bei der Industrie- und Handelskammer registrierten Sachverständigen vor Ort untersuchen lassen. Das wird sich möglicherweise erübrigen. Rechtsanwalt Cordes sagte auf Hinweis seines Mandanten, das ihm zur Last gelegte Grafitti sei nicht mehr vorhanden. In Löhne hatte eine Projektgruppe für Arbeitslose im vergangenen Winter verschiedene Bauten von den Sprüh-Objekten befreit. Nun sollen Polizeibeamte klären, ob die farbigen Buchstaben noch vorhanden sind und ein Gutachter noch Feststellungen treffen kann.
Erhalten bleibt den beiden Beschuldigten der Vorwurf, am 6. Juli 2002 im Bahnhof Kirchweil einen Personenzug-Waggon durch großflächiges Besprühen mit Farbe beschädigt zu haben. Ein zeitnäheres Verfahren der Staatsanwaltschaft Bielefeld war im Januar vorläufig eingestellt worden. So hatte man den beiden Angeklagten zur Last gelegt, am 31. August vergangenen Jahres im Güterbahnhof-Minden Grafitti auf eine Wand gesprüht zu haben. Eisberg riet den Angeklagten zur Aussage, um das Verfahren nicht neu aufzurollen, »da keine einschlägigen Vorstrafen bestehen«. Nachdem sich die Verteidigung beraten hatte, gingen sie darauf ein: mit dem Hinweis auf fehlende Beweise für den geleugneten Vorwurf. Er wolle seinen Mandaten nicht dem Makel einer Straftat aussetzen, sagte Cordes. Der 24-Jährige will in Berlin ein Architekturstudium aufnehmen.

Artikel vom 13.04.2006