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Unheilbare Krankheit führt oft zur Isolation

Kinderhospizdienst hat inzwischen auch in Lübbecke seine Arbeit aufgenommen

Elisabeth Glücks stellte Ziele und Inhalte der Kinderhospizarbeit in Lübbecke vor.Foto: WB
Lübbecke (WB). Auf Einladung des stationären Hospizes »veritas« stellte Elisabeth Glücks, Koordinatorin des ambulanten Kinderhospizdienstes Minden-Lübbecke, Ziele und Inhalte ihrer Arbeit in Lübbecke vor. Träger des ambulanten Kinderhospizdienstes ist der Hospizkreis Minden und der deutsche Kinderhospizverein in Olpe.
Der Dienst hat seine Arbeit im September vergangenen Jahres begonnen. Die ersten Familien werden bereits von speziell ausgebildeten Ehrenamtlichen begleitet. Das Hauptziel des Dienstes ist die Begleitung und Unterstützung von Familien mit unheilbar kranken Kindern mit verkürzter Lebenserwartung zu Hause Also Kinder, die voraussichtlich aufgrund einer Stoffwechsel- oder Muskelerkrankung, einer Leukämie oder ähnlichem das Erwachsenenalter nicht erreichen werden.
Glücks benannte auch Unterschiede zur Sterbebegleitung von Erwachsenen. So sei bei der Erwachsenenhospizarbeit oft eine biographische Rückschau, eine Art Bilanzarbeit, wichtig. Erwachsene wendeten sich im Sterben eher vom Leben ab und zögen sich zurück. Eine hospizliche Begleitung dauere in der Regel einige Wochen oder Monate.
Dies sei in der Kinderhospizarbeit anders. Diese beginne irgendwann zwischen Diagnosestellung und dem Versterben des Kindes und setzte sich im Trauerprozess fort. Dabei dauere der Kontakt häufig mehrere Jahre. Ein Rückzug aus dem Leben finde keineswegs statt. Betroffenen Familien hätten eher den Wunsch, wieder ins Leben hinein zu finden. Denn die Krankheit ihrer Kinder führe häufig zur Isolation.
Die Begleitung der Familien teile sich auf in die mögliche Unterstützung der erkrankten Kinder, der Eltern, und manchmal der Großeltern und der Geschwister. »Wir sehen die Eltern als Fachleute für die Versorgung ihrer erkrankten Kinder. Die Familien geben ihren Bedarf an Unterstützung vor, wir stehen zur Seite«, nannte Glücks Prinzipien der Begleitung. Ohne offenen und partnerschaftlichen Umgang gehe es dabei nicht.
Glücks wird auch Selbsthilfegruppen für betroffene Eltern initiieren und die ehrenamtlichen Begleiter ausbilden und regelmäßig unterstützen. »Neben der Arbeit in den Familien, in der Regel ein bis zwei mal in der Woche für etwa zwei Stunden, nehmen alle Ehrenamtlichen einmal im Monat an der Supervisionsgruppe teil«. Da bereits Anfragen von Familien aus dem Altkreis Lübbecke vorlägen, sollen Menschen aus der Region zur Begleitung gefunden werden. Befähigungskurse beginnen im Mai und September.
Wer Interesse an der Arbeit des Ambulanten Kinderhospizdienstes hat oder ehrenamtlich mitarbeiten möchte, wendet sich an den Hospizkreis Minden, Telefon 0571-24030.

Artikel vom 12.04.2006